Wikileaks-Anhänger legen Mastercard-Webseite lahm

Nach der Festnahme von Wikileaks-Gründer Julian Assange hat der Konflikt um die Enthüllungsplattform eine neue Eskalationsstufe erreicht. Aktivisten blockierten am Mittwoch die Website des Kreditkarten-Riesen Mastercard.
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Hacker legten die Webpräsenz von Mastercard lahm.
dpa Hacker legten die Webpräsenz von Mastercard lahm.

BERLIN - Nach der Festnahme von Wikileaks-Gründer Julian Assange hat der Konflikt um die Enthüllungsplattform eine neue Eskalationsstufe erreicht. Aktivisten blockierten am Mittwoch die Website des Kreditkarten-Riesen Mastercard.

Das Wiki-Imperium schlägt zurück: Anhänger von Julian Assanges Wikileaks-Seite haben am Mittwoch den Kreditkarten-Giganten Mastercard in die Knie gezwungen. Dessen Website war praktisch nicht mehr erreichbar, nachdem die Wikiszene das Portal unter Datenbeschuss genommen hatte. Wikileaks-Sympathisanten richteten eine derartige Menge von Datenmüll-Anfragen an den Mastercard-Webserver, dass dort nichts mehr ging – weder auf der internationalen Website noch auf der deutschen.

Die Aktion ist die Rache für eine Aktion von Mastercard: Die Kreditkartenfirma hatte den Geldfluss zu Wikileaks gestoppt. Die Datenenthüller-Plattform kann damit auf diesem Weg keine Spenden mehr empfangen.

Denselben Weg gingen die ebay-Tochter PayPal und das Schweizer Unternehmen Postfinance. Auch diese wurden von der Netzgemeinde attackiert, Postfinance war daraufhin ebenfalls nicht mehr erreichbar. Keine erkennbaren Probleme hatte dagegen Mastercard-Konkurrent Visa: Auch diese Kreditkartenfirma war auf den Boykott-Zug gegen Wikileaks mit aufgesprungen.

Niemanden dürfte damit die Rache des Netzes so hart getroffen haben wie Mastercard. Wer gestern mastercard.com aufrief, kam mit hoher Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht durch. Damit waren die Kunden auch von Serviceangeboten wie Geldautomatensuche und Informationen zur Kartensicherheit abgeschnitten – eine peinliche Schlappe, die Geld kostet und das Image beschädigt.

Wie aus Trotz gegen die Festsetzung ihres Gründers Assange in London legte Wikileaks auch mit neuen Dokumenten aus dem Datenloch nach. 46 neue Geheimdateien gingen online, sie beschäftigten sich unter anderem mit dem Lockerbie-Attentat und damit zusammenhängenden diplomatischen Verwicklungen zwischen Großbritannien und Libyen. „Wir lassen uns nicht mundtot machen“, funkte Wikileaks, „weder von juristischen Aktionen noch von Zensur durch Firmen“.

Auch Assange selbst lässt nicht locker. Aus seiner Londoner Untersuchungshaft wegen Sexualdelikten heraus griff der 39-jährige Australier seine Heimatregierung an. Diese habe seine Organisation im Stich gelassen, Wikileaks verdiene aber „Schutz, nicht Bedrohungen und Angriffe“, schrieb er in einem Zeitungsartikel. Australiens Premierministerin Julia Gillard hatte die Wikileaks-Aktionen als illegal bezeichnet.

„Wir sind die Underdogs“, schrieb Assange kämpferisch. Seine Plattform sei eine neue Form von Journalismus und daher vielen Drohungen ausgesetzt, vor allem aus den USA. „Man hätte erwarten können, dass eine australische Regierungschefin ihre Landsleute dagegen verteidigt.“mue

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