Wettlauf um die Huldigungen
BERLIN - Deutschland, einig Obama-Land: Aus allen Parteien kommen begeisterte Glückwünsche für den neuen Präsidenten der USA. Eine Einladung nach München gibt's auch schon
Deutschland, einig Obama-Land. Im politischen Berlin lieferten sich die deutschen Spitzenpolitiker am Mittwoch einen Wettlauf, um dem künftigen US-Präsidentenwahl möglichst rasch zu huldigen. Als erster meldete sich – ganz nach der protokollarischen Ordnung – der Bundespräsident zu Wort.
„Zu ihrer Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gratuliere ich ihnen herzlich auch im Namen meiner Landsleute“, erklärte Horst Köhler kurz nach 7 Uhr in einem etwas steif und antiquiert wirkenden Telegramm.
Um 7.45 Uhr trat dann Außenminister Frank-Walter Steinmeier im Foyer des Auswärtigen Amtes vor die Kameras und sprach mit mühsam unterdrücktem Jubel von einem „großartigen Wahlsieg“ Obamas: Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit der neuen Regierung in Washington und erwarte von ihr einen Kurswechsel, so der Vizekanzler.
"Rückkehr des Politischen"
„Amerika hat den Wechsel gewählt, innenpolitisch wie außenpolitisch“, so Steinmeier. Er habe Obama als jemanden kennengelernt, der zusammenführen und am Ende besonnen und souverän handeln könne. Der künftige Mann im Weißen Haus habe schließlich nicht nur für sich und die Demokratische Partei Begeisterung geweckt, sondern auch „für eine Rückkehr des Politischen insgesamt“. Das zeige schon die hohe Wahlbeteiligung.
Staatsfraulich zurückhaltend gratulierte Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel einige Minuten nach ihrem Vize Obama zunächst schriftlich zum „historischen Wahlsieg“. Die mündlichen Glückwünsche vor den Fernsehkameras reichte sie kurz darauf nach. „Auf der Grundlage tiefer Freundschaft und Partnerschaft wird man die Probleme, die anstehen, lösen können“, sagte Merkel. Sie sei so überzeugt von seinem Sieg gewesen, dass sie "zu einer normalen Zeit" zu Bett gegangen sei und nur zwischendrin ganz kurz aufgestanden sei, "um sicherzugehen".
Zu den Herausforderungen zählte sie die Finanzmarktkrise, die Bekämpfung des Terrorismus, den Klimaschutz und den freien Welthandel. „Wir werden das tun in dem Geist, dass keiner alleine heute die Probleme der gesamten Welt lösen kann.“ Deutschland wünsche sich ein starkes Amerika, sagte Merkel – und lud Obama nach Deutschland ein. Ob sie ihn dann am Brandenburger Tor reden lässt? Schon in zehn Tagen beim G20-Gipfel in Washington wird sie ihn persönlich treffen.
Seehofer will ihn bei der Sicherheitskonferenz
In der ihm eigenen ironischen Art gratulierte Finanzminister Peer Steinbrück dem gewählten Präsidenten: „Den Obama-Effekt schätzen wir auf 1,7134 Prozent“, sagte der SPD-Politiker auf die Frage, ob sich die Wahl Obamas positiv auf die deutsche Konjunktur auswirken könnte.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) lud Obama zur Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2009 ein: „Ich würde mich freuen, Sie aus diesem Anlass in Bayern willkommen zu heißen“, gurrte Seehofer in seinem Glückwunschschreiben.