Wen Jiabao kritisiert Aufsteiger in Parteispitze
Peking - Nach der Affäre um den gestürzten Polizeichef von Chongqing sagte der Ministerpräsident, die Parteiführung der 32-Millionen-Metropole müsse "ernsthaft über den Zwischenfall nachdenken und Lehren daraus ziehen". Die Ermittlungen gegen den als "Super-Bullen" bekannten Polizeichef Wang Lijun dauerten an, sagte Wen Jiabao zum Abschluss der Sitzung des Volkskongresses in Peking vor der Presse.
Die Untersuchung dürfte Auswirkungen auf die Zukunft des ehrgeizigen Spitzenpolitikers Bo Xilai haben, der zum engsten Kreis der künftigen Führung gezählt wird. Sein Schicksal steht im Mittelpunkt von Spekulationen über Richtungskämpfe und ein Tauziehen um die neue Führungsmannschaft mit Vizepräsident Xi Jinping an der Spitze, die im Herbst das Ruder übernehmen soll.
Mit Wen Jiabao äußerte sich erstmals ein hohes Mitglied der Parteiführung zu der Affäre um den abgesetzten Polizeichef und Vizebürgermeister, der neben Bo Xilai eine zentrale Figur im Kampf gegen organisiertes Verbrechen war. Die Affäre begann im Februar mit der Flucht des "Super-Bullen" in das amerikanische Konsulat in Chengdu. Es folgte eine diplomatische und politische Krise. Angeblich soll Wang Lijun um sein Leben gefürchtet und Asyl gesucht haben.
Nach einem Tag begab er sich nach US-Angaben freiwillig in die Obhut der Pekinger Zentralregierung. Nach unbestätigten Berichten soll Wang Lijun auch Belastungsmaterial gegen seinen früheren Chef Bo Xilai haben, den er als "größten Mafia-Boss" beschrieben haben soll. Das Politbüromitglied ist der Sohn des legendären Bo Yibo, der zu den "acht Unsterblichen" der kommunistischen Machtelite gehörte.