Weißer Bart, schwarze Kleidung, lange Haare
BELGRAD - Der gesuchte Kriegsverbrecher mutierte zum unauffälligen Brillenträger Dragan Dabic, der sich in einer Arztpraxis mit alternativer Medizin beschäftigte: Das "zweite Leben" des Radovan Karadzic ist erst jetzt enttarnt worden.
Der festgenommene frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat sich während seiner über zehnjährigen Flucht fast perfekt getarnt. Nach Darstellung der serbischen Behörden habe er sein Aussehen mit langem weißen Haar und einem weißen Vollbart sowie einer Brille von Grund auf verändert, sagte der für die Zusammenarbeit mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zuständige serbische Minister Rasim Ljajic am Dienstag in Belgrad.
Zuletzt habe Karadzic in einer privaten Arztpraxis in Belgrad gearbeitet. Er habe sich mit «alternativer Medizin» beschäftigt und sei wegen seiner Tarnung nicht entdeckt worden, sagte Ljajic. Der Gesuchte habe einen gefälschten Personalausweis auf den Namen Dragan Dabic besessen. Ljajic zeigte eine Fotografie von Karadzic, die ihn in dunkler Kleidung, mit schulterlangen weißen Haaren, einem weißen Vollbart und einer Brille zeigt.
Karadzic sei am Montagabend "in der Umgebung von Belgrad" verhaftet worden, berichtete der Staatsanwalt für Kriegsverbrechen, Vladimir Vukcevic. Die Enttarnung Karadzics sei im Zuge der Suche nach dem ebenfalls flüchtigen mutmaßlichen Kriegsverbrecher Ratko Mladic möglich geworden. Polizei und Geheimdienste hätten die Helfershelfer von Mladic observiert und seien auf Karadzic gestoßen. Die Spezialkräfte der Geheimdienste hätten zugegriffen, als sich Karadzic von einem Unterschlupf zu einem neuen Versteck begeben wollte.
Überstellung ans Tribunal verfügt
Karadzic wird an das UN-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien überstellt. Ein Richter in Belgrad habe eine entsprechende Verfügung erlassen, gab Staatsanwalt Vladimir Vukcevic am Dienstag vor Journalisten in der serbischen Hauptstadt bekannt. Karadzics Anwalt Sveta Vujacic erklärte, er werde dagegen Berufung einlegen. Dazu hat er drei Tage Zeit. (dpa/AP)
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