Warten auf die Hamas: Gelingt eine Waffenruhe in Gaza?
Während Israels Armee im Gazastreifen ihre Angriffe gegen die islamistische Hamas fortsetzt, hegen die USA weiter Hoffnung auf eine neue Waffenruhe. Israel hat einen neuen Vorschlag der US-Regierung nach Angaben des Weißen Hauses bereits angenommen, eine Antwort der Terrororganisation stand in der Nacht hingegen noch aus. Gespräche mit allen Parteien liefen weiter, sagte die Sprecherin von US-Präsident Donald Trump, Karoline Leavitt. Derweil rief die israelische Armee die Zivilbevölkerung in mehreren Gebieten im Norden des Gazastreifens zur sofortigen Evakuierung auf.
"Terroristische Organisationen führen Sabotageaktivitäten in den Gebieten durch und daher wird die Armee ihre Offensivaktivitäten dort ausweiten, um die Fähigkeiten der terroristischen Organisationen zu zerstören", schrieb ein israelischer Militärsprecher in der Nacht auf X. Die Gebiete seien nun "gefährliche Kampfzonen".
Auch im Libanon griff die Armee am Abend nach eigenen Angaben militärische Anlagen der mit der Hamas verbündeten Hisbollah an. Israel behält sich trotz der seit Ende November geltenden Waffenruhe vor, weiter Stellungen der Miliz in dem nördlichen Nachbarland anzugreifen.
Bericht: Hamas hat noch Vorbehalte
Ob es auch im Gazastreifen zu einer neuen Feuerpause kommt, bleibt indes abzuwarten. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe den Familien der Geiseln gesagt, dass er dem neuen Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff für eine zeitlich befristete Waffenruhe grundsätzlich zustimme, hieß es in israelischen Medienberichten. Die Hamas neige dazu, den Deal anzunehmen, aber "mit einigen Vorbehalten", berichtete die "Times of Israel" unter Berufung auf zwei nicht genannte Quellen. Demnach dürften die Verhandlungen voraussichtlich noch mindestens mehrere Tage andauern.
Israelischen Medienberichten zufolge sieht Witkoffs neuer Vorschlag eine 60-tägige Waffenruhe vor. Des Weiteren sollten zehn im Gazastreifen festgehaltene Geiseln in zwei Schritten binnen einer Woche freigelassen werden. Zudem sollten die Leichen von 18 Verschleppten übergeben werden, hieß es in mehreren Berichten. Im Gegenzug sollten 125 Palästinenser freikommen, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden waren, sowie 1.111 Bewohner Gazas, die seit dem Terrorüberfall auf Israel am 7. Oktober 2023 festgenommen worden waren. Außerdem sollten die Leichen von 180 Palästinensern übergeben werden.
Hamas verweist auf "Interessen des palästinensischen Volkes "
Die Hamas hatte bestätigt, den US-Vorschlag von den Vermittlern erhalten zu haben. In einer Mitteilung erklärte die palästinensische Terrororganisation zudem, den Vorschlag "verantwortungsbewusst" prüfen zu wollen. Jede Antwort werde auf den "Interessen des palästinensischen Volkes basieren".
Ihres Wissens nach habe die Hamas dem Plan bisher noch nicht zugestimmt, sagte Trumps Sprecherin Leavitt. Details zu dem aktuellen Vorschlag nannte sie nicht. Die USA hofften aber, dass es eine Waffenruhe geben werde. Sollte es zu einer Einigung kommen, werde das Weiße Haus dies mitteilen, sagte Leavitt.
Den israelischen Berichten zufolge sollen während der zweimonatigen Waffenruhe Gespräche über ein Ende des Kriegs geführt werden. Im Falle einer Einigung zwischen Israel und der Hamas sollten die restlichen Geiseln und die sterblichen Überreste anderer Verschleppter übergeben werden. Nach israelischen Angaben befinden sich derzeit noch mindestens 20 lebende Geiseln in Gaza. Bei drei weiteren Entführten ist unklar, ob sie noch am Leben sind. Zudem werden die sterblichen Überreste von 35 Verschleppten in dem abgeriegelten Gebiet mit unzähligen unterirdischen Tunnelanlagen vermutet.
Trumps Sondergesandter gibt sich optimistisch
Die Hamas hatte eine zeitlich befristete Waffenruhe zuletzt abgelehnt. Sie fordert den Abzug der israelischen Truppen aus Gaza und ein dauerhaftes Ende des Krieges. Der US-Sondergesandte Witkoff hatte sich jedoch am Mittwoch im Weißen Haus optimistisch über die Chancen auf eine mögliche Waffenruhe und eine längerfristige friedliche Lösung des Konflikts geäußert.
Auslöser des Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Notlage in Gaza verschärft
Seither kämpft Israels Militär in dem - inzwischen großflächig zerstörten -Küstengebiet gegen die Hamas. Vor knapp zwei Wochen startete es eine neue Großoffensive. Seither wurden täglich Dutzende Tote gemeldet. Erklärtes Ziel Israels ist es, die Hamas vollends zu zerschlagen sowie die letzten von Extremisten festgehaltenen Geiseln freizubekommen. An Israels Vorgehen gibt es im In- und Ausland massive Kritik.
Die Notlage der rund zwei Millionen Menschen in dem dicht besiedelten Küstenstreifen hat sich drastisch verschärft. Die humanitäre Lage sei "so düster wie nie zuvor", konstatierte das UN-Nothilfebüro. Seit Beginn des Kriegs wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 54.200 Palästinenser getötet. Ein Drittel davon seien Minderjährige. Die Zahlen der Behörde unterscheiden nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten.
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