Wallraff: Erdogan errichtet "islamofaschistische Diktatur"

Günter Wallraff fordert die Bundesregierung auf, in Bezug auf die in der Türkei inhaftierten deutschen Journalisten offensiver mit der Präsident Erdogan zu verhandeln.
Markus Giese / Online |
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Günter Wallraff vor dem zentralen Justizgebäude Caglayan in Istanbul.
Linda Say/dpa Günter Wallraff vor dem zentralen Justizgebäude Caglayan in Istanbul.

Istanbul - Der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff hat die Freilassung der deutschen Gefangenen in der Türkei verlangt und die Bundesregierung zu einem härteren Kurs aufgefordert. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sei "ein Despot, der dabei ist, eine islamofaschistische Diktatur zu errichten", sagte Wallraff am Montag kurz vor der Fortsetzung des Prozesses gegen die deutsche Journalistin Mesale Tolu in Istanbul. "Er versteht nur eine Sprache, bei der man ihm auch die Stirn bietet." Wallraff war als Prozessbeobachter nach Istanbul gereist.

Wallraff warf Erdogan vor, Tolu, aber auch andere Bundesbürger wie den Welt-Korrespondenten Deniz Yücel als Faustpfand festzuhalten. "Sie ist eine Deutsche. Sie ist eine Geisel." Seit dem Ende des Bundestagswahlkampfs habe man den Eindruck, in Deutschland herrsche gegenüber Erdogan "politische und diplomatische Leisetreterei". Sollte das allerdings auf Verhandlungen hinter den Kulissen zurückzuführen sein, die zur Freilassung der deutschen Häftlinge führten, "dann ist das vielleicht ein Weg, der berechtigt war".

Wallraff sagte, sollte Tolu nicht freigelassen werden, dann müsste "eine viel offensivere Politik" betrieben werden. Erdogan habe es erreicht, Angst und Schrecken zu verbreiten, "indem er einige symbolisch einkerkerte". Der 75 Jahre alte Kölner Journalisten und Autor kündigte an, weiter als Prozessbeobachter in die Türkei zu reisen. Kürzlich hatte Wallraff bereits den Prozess gegen Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet in Istanbul beobachtet.

Zum Auftakt des Verfahrens gegen Mesale Tolu am 11. Oktober hatte das Gericht es abgelehnt, die Deutsche bis zu einem Urteil in dem Verfahren auf freien Fuß zu setzen. Tolu und 17 türkischen Angeklagten wird Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Dabei soll es sich um die linksextreme MLKP handeln. Der aus Ulm stammenden Deutschen drohen nach Angaben ihrer Anwälte bis zu 20 Jahre Haft. Zum Auftakt des Verfahrens hatten Tolu und alle anderen Angeklagten die Vorwürfe zurückgewiesen.

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