Waffengesetz: Angst vor der Lobby
Die Politik stellt sich tot – vor allem die Union: Timo Lokoschat, stellvertretender AZ-Lokalchef, über den Amok-Alarm von Memmingen
Falls Ihnen dieser Kommentar bekannt vorkommt, liegen Sie richtig. Denn jedes Mal, wenn wieder so ein „bedauerlicher Einzelfall“ passiert und ein Schüler mit der Waffe seines Vaters auf Menschen ballert, gibt es landauf, landab die gleichen Forderungen: zum Beispiel danach, dass Sportschützen ihre großkalibrigen Sportgeräte nicht zu Hause, sondern zentral in einem gut gesicherten Vereinsheim verwahren sollen.
Und was passiert? Nichts.
Die einschlägigen Lobbyisten brauchen schon gar nicht mehr tätig zu werden. Die Politik stellt sich schon von ganz alleine tot, vor allem die Union – wohl auch aus Angst, die zahlreichen Sportschützen in den eigenen Reihen zu verprellen. Von den Waffenherstellern ganz zu schweigen.
Nicht die Waffe tötet, sondern der Mensch, lautet eine gängige Verteidigungsfloskel der Vereine. Stimmt schon. Aber wer keine Waffe hat und keine Munition, kann auch nicht schießen. Das ist der entscheidende Punkt. Und nicht die etwaige Vorliebe des Täters für „Killerspiele“ – ein Nebenkriegsschauplatz, auf den manche Politiker gerne populistisch ausweichen, um ja nicht auf die elementareren Forderungen eingehen zu müssen.
Abgesehen davon: Wenn es beim Schießen im Schützenverein wirklich nur um Geselligkeit und die Schulung der Konzentrationsfähigkeit ginge, könnte man auch genauso gut Luftgewehre verwenden. Aber offenbar wollen manche eben doch nicht auf den Nervenkitzel verzichten, ein potenzielles Tötungswerkzeug in den Händen zu halten.
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