Von München in den Vatikan: Horsts Heiligsprechung
MÜNCHEN/ROM - Ministerpräsident Horst Seehofer besucht am Mittwoch Papst Benedikt XVI in Rom. Ganz brav mit der Gattin. "Ich bin praktizierender katholischer Christ. Das hat mir im Leben oft geholfen", sagte Seehofer.
Zum lieben Gott hatte die CSU schon immer einen direkten Draht - schon wegen ihres christlichen Namens. Seit sein Vize auf Erden auch noch ein Bayer ist, gehen die Christsozialen beim Papst in Rom ein und aus. Die gesamte Fraktion pilgerte in den Vatikan. Mit Kind und Kegel erhielten die Stoibers eine Privataudienz samt Familienfoto. Sogar der Protestant Günther Beckstein holte sich seinen Segen. Nun hofft Horst Seehofer auf seine Heiligsprechung. Als dritter bayerischer Ministerpräsident macht er heute gemeinsam mit seiner Frau Karin Papst Benedikt VXI. die Aufwartung.
Hoffentlich verliert Seine Heiligkeit da nicht langsam den Überblick mit den ständig wechselnden Regierungschefs seines Heimatlandes. „Ich nehme an, dass den Papst die bayerische Situation interessieren wird, nachdem wir doch den ungewöhnlichen Vorgang haben, dass er in drei Jahren drei Ministerpräsidenten erlebt“, sagt Seehofer.
Er zählte schon immer auf Gott. „Ich bin praktizierender katholischer Christ. Das hat mir im Leben oft geholfen“, sagte Seehofer in einem AZ-Interview. Vor allem als er 2002 mit einer lebensbedrohenden Herzmuskelentzündung ins Krankenhaus kommt. Sein behandelnder Arzt Conrad Pfafferott begleitet ihn jetzt zum Papst. „Mein Lebensretter“, sagt Seehofer.
Immer wenn es dem Oberbayern schlecht ging, zog er sich ins Kloster zurück. In der Benediktinerabtei Plankstetten half ihm der Abt Gregor Maria Hanke wieder zur Besinnung zu kommen und seine Gedanken zu ordnen. Hanke wurde inzwischen vom Papst zum Bischof von Eichstätt ernannt. Und Seehofer probte den privaten Sündenfall - zum Missfallen seines Benediktiner-Freundes. Der ließ seinen Sekretär zum Vorbildcharakter von Politikern schreiben: „Das gilt vor allem in Bezug auf Ehe und Familie, weil eben die Ehe zutiefst als Sakrament verstanden wird.“
Beim englischen König Heinrich VIII. kannte der Vatikan wegen dessen Privatleben kein Pardon. Er belegte ihn mit einem Kirchenbann – was zur Einführung einer eigenen Kirche in England führte. Seehofer dagegen muss heute beim Papst nichts fürchten wegen seiner Liebesaffäre samt außerehelichem Kind. Schließlich kommt er ganz brav mit seiner Frau Karin. Bekanntlich straft die katholische Kirche ja nicht die Fremdgänger, sondern nur diejenigen, deren Lebensentwurf und Ehe schief gehen. Nur Geschiedene schließt der Vatikan von der Heiligen Kommunion aus.
Vielleicht muss sich Seehofer heute eher vom Papst rügen lassen, weil er die Regensburger Fürstin von Thurn und Taxis als „Paradiesvogel“ beschimpft hat und sie nicht mehr zur Bundespräsidentenwahl nominieren lassen will. Gloria geht nämlich ebenfalls im Vatikan ein und aus und gilt als enge Freundin von Benedikt.
Angela Böhm