Von Chemnitz nach München: Das „heißeste Gefährt“ der Stadt

Wie das Schicksal spielt: Im grünen Trabi kam Jana nach München und lernte einen Tag später ihren Mann kennen und lieben. Trotz Ossi-Wessi-Klischees sind die beiden seit sieben Jahren glücklich verheiratet.
Ein grüner Trabi, Auto-Kennzeichen „HOT“ für die Stadt Hohenstein-Ernstthal, am Steuer der rothaarige Lockenschopf Jana. So kam die Sächsin am 3. Oktober 1994 zum Studieren nach München. „Das war das heißeste Gefährt in der Stadt“, erinnern sich Jana (35) und Joachim (39) Hauth an die grüne „Rennpappe“.
Nur einen Tag nach Janas Ankunft lernten sie sich kennen. Erster Tag des Tourismus-Studiums, erste Vorlesung. Beide kamen zu spät und mussten auf dem Boden sitzen. Nebeneinander. Sie lieh sich ein Blatt Papier von ihm. Inzwischen sind die beiden seit sieben Jahren verheiratet.
Jana stammt aus Chemnitz – früher Karl-Marx-Stadt, wie weiter in ihrem Pass steht. Ihre Eltern leben noch dort. Als junge Frau machte sie zunächst ihr Abi in Weiden, bevor sie nach München zog. Eigentlich sei es „nicht auf der Agenda“ gewesen, dass sie studiert, erzählt Jana. Einen Studienplatz habe in der DDR nur bekommen, wer in der Partei war. Doch Jana ging ihren Weg. Seit Februar leitet sie einen Frauensportclub in Moosach. „Ich habe den Joachim manchmal ein bisserl beneidet um diese Vorsorge, die man für sein Leben getroffen hat“, sagt sie. Sie habe sich alles selbst verdienen müssen. „Dafür bin ich sehr, sehr selbstständig aufgewachsen.“
Joachim, der aus dem Allgäu stammt und bei einem Geschäftsreise-Unternehmen arbeitet, bewundert seine Frau dafür, wie sie ihr Leben managt: „Sie ist einfach pragmatischer als ich.“ Für Jana ist das klar eine Prägung aus DDR-Zeiten. Improvisieren. Pragmatisch sein. Das sei etwas ganz Typisches für die Ossis.
Ein weiteres Ossi-Wessi-Klischee fanden beide schon bei ihrem ersten gemeinsamen Urlaub bestätigt. Ostdeutschen wird oft eine größere Freizügigkeit nachgesagt. Jana hatte damals kein Problem, an den FKK-Strand zu gehen. Doch Joachim ließ sein „Badehösle“ lieber an, wie die Sächsin im besten Allgäuerisch erklärt.
Ob aus dem Westen oder Osten – eine große Rolle hat das für beide nie gespielt. Sie sind nur froh, dass sie sich fanden. An jedem Tag der Deutschen Einheit denken sie an ihr großes Glück. „Das ist unser Feiertag“, sagt Joachim. Wenn die Mauer noch stünde, hätte es ihre Liebe wohl nie gegeben. „Es ist etwas ganz Besonderes, dass es uns gibt.“