Von Afghanistan nach Afrika

Der Kampfeinsatz in Afghanistan war für die Bundeswehr eine Zäsur. Doch was kommt danach? Zunächst einmal soll die Hilfe bei der Krisenbewältigung in Afrika verstärkt werden
dpa |
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Berlin  – Der Kampfeinsatz deutscher Soldaten in Afghanistan geht zu Ende. Zum letzten Mal verlängerte das Kabinett am Mittwoch nach zwölf Jahren die bisher gefährlichste Mission in der Geschichte der Bundeswehr, die 54 deutschen Soldaten das Leben gekostet hat. Was danach auf die Bundeswehr am Hindukusch zukommt ist noch unklar. Sicher ist dagegen, dass das deutsche Engagement in Afrika verstärkt wird. Die Truppe im westafrikanischen Mali wird aufgestockt, und vielleicht werden schon bald deutsche Soldaten in die Zentralafrikanische Republik geschickt.

Was wird aus dem Afghanistan-Einsatz?

Der Abzug aus Afghanistan hat bereits vor zwei Jahren begonnen. Von den einst 5000 deutschen Soldaten sind derzeit noch rund 3100 übrig. Von den drei großen deutschen Feldlagern im Norden des Landes wird nur noch eins von der Bundeswehr betrieben. Ende des Jahres endet der Nato-Kampfeinsatz nach 13 Jahren. Deutschland ist bereit, sich anschließend mit bis zu 800 Soldaten an der Ausbildung der afghanischen Armee zu beteiligen. Ob der Einsatz zustande kommt, ist aber noch unklar. Der afghanische Präsident Hamid Karsai weigert sich noch, ein Abkommen mit den USA zu unterschreiben, um Rechtssicherheit für internationale Truppen zu schaffen.

Was macht die Bundeswehr in Mali?

Derzeit beteiligen sich rund 100 Soldaten an der Ausbildung von Pionieren der malischen Armee. Das Training findet in Koulikoro statt, etwa 60 Kilometer von der Hauptstadt Bamako entfernt im relativ sicheren Süden des Landes. Die Obergrenze für die Truppenstärke soll mit dem am Mittwoch vom Kabinett beschlossenen Mandat von 180 auf 250 Soldaten aufgestockt werden. Möglicherweise kommt künftig die deutsch-französische Brigade zum Einsatz, was einen hohen Symbolwert für die militärischen Kooperation in der EU hätte.

Welche deutschen Kräfte beteiligen sich noch an der Stabilisierung von Mali?

Im Nachbarland Senegal sind deutsche Transportflugzeuge mit rund 70 Soldaten stationiert, die den Stabilisierungseinsatz im Norden Malis unterstützen. Über weite Teile dieses Wüstengebiets hatten islamistische Rebellen nach einem Militärputsch 2012 die Kontrolle gewonnen, waren durch eine internationale Intervention unter französischer Führung aber wieder zurückgedrängt worden. Allerdings kommt es immer wieder zu Anschlägen.

Wie stark ist Deutschland insgesamt in Afrika engagiert?

Afrika ist schon jetzt ein Haupteinsatzgebiet der Bundeswehr. Mali ist nur eins von sieben Ländern auf dem Nachbarkontinent, in denen deutsche Soldaten stationiert sind. Die Deutsche Marine bekämpft mit derzeit 341 Soldaten die Piraterie am Horn von Afrika. Insgesamt 38 Militärberater sind im Sudan, Südsudan, Kongo und in der Westsahara stationiert. Insgesamt sind rund 550 deutsche Soldaten in Afrika.

Welche weiteren Einsätze auf dem Kontinent könnten noch auf die Bundeswehr zukommen?

Bald könnte die Bundeswehr in die Zentralafrikanische Republik geschickt werden. Dort versuchen derzeit 1600 französische Soldaten zusammen mit einer 4000 Mann starken Truppe der Zentralafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft, das Blutvergießen zwischen Christen und Muslimen einzudämmen. Sie sollen nun von Soldaten aus der EU unterstützt werden. Die Bundesregierung hat den Einsatz von Kampftruppen ausgeschlossen, ist aber zur Entsendung eines Sanitätsflugzeugs bereit. Im Gespräch ist auch die Bereitstellung von Transportflugzeugen. Die Bundesregierung prüft zudem den Einsatz von Militär-Ausbildern in Somalia. Bis Dezember war die Bundeswehr an einer EU-Trainingsmission für somalische Soldaten im Nachbarland Uganda beteiligt. Nach dem Umzug in die somalische Hauptstadt Mogadischu wurde die deutsche Beteiligung aus Sicherheitsgründen zunächst eingestellt.

Wird die Bundeswehr mit den neuen Einsätzen überlastet?

Grundsätzlich nicht. Die Zahl der insgesamt im Ausland stationierten Bundeswehrsoldaten sinkt. Hauptgrund dafür ist der Truppenabzug aus Afghanistan. Derzeit sind rund 5000 Soldaten weltweit im Einsatz. Die 2010 in die Wege geleitete Bundeswehrreform sieht vor, dass von den rund 185 000 Soldaten bis zu 10 000 im Ausland eingesetzt werden können.

 

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