Viele Tote bei neuen Luftangriffen der ukrainischen Streitkräfte
Donezk - Die prorussischen Aufständischen wiesen die Zahlen als nicht zutreffend zurück, bestätigten allerdings den massiven Beschuss mit Raketen. In Dserschinsk - nahe der Großstadt Donezk - gebe es keine solche Zahl an Kämpfern, betonte ein Separatisten-Sprecher der Agentur Interfax zufolge am Samstag.
Der Sprecher der von Kiew geführten "Anti-Terror-Operation", Wladislaw Selesnjow, teilte mit, dass bei den Luftschlägen in den Regionen Donezk und Lugansk rund 1000 Separatisten getötet worden seien, davon allein 500 in Dserschinsk. Dabei seien auch Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sowie Waffentechnik zerstört worden.
"Solch eine Todeszahl entspricht natürlich nicht der Wirklichkeit", sagte Andrej Purgin, der selbst ernannte Vize-Regierungschef der nicht anerkannten "Volksrepublik" Donezk. Er berichtete zudem von Artilleriebeschuss durch Regierungstruppen im Donezker Vorort Marinowka. Dort seien etwa 20 Zivilisten ums Leben gekommen. Die Zerstörungen seien groß. Die prorussischen Kräfte meldeten zudem den Abschuss eines ukrainischen Kampfbombers vom Typ Suchoi Su-25 in der Stadt Gorlowka.
Der ukrainische Rat für Nationale Sicherheit und Verteidigung - SNBO - teilte am Samstag mit, dass seit dem Vorabend fünf Soldaten getötet und etwa 30 weitere verletzt worden seien. SNBO-Sprecher Andrej Lyssenko bezeichnete die Lage als "gespannt". "Das Militär setzt die Angriffe fort", betonte er.
Nach Angaben der Stadtverwaltung in Donezk hielt sich Bürgermeister Alexander Lukjantschenko in Kiew auf, wo er zu Gesprächen mit Präsident Petro Poroschenko zusammengekommen sei. Dabei sei es auch um einen möglichen Luftangriff auf Donezk gegangen. "Erörtert wurden Schritte, um ein Blutvergießen zu verhindern und um keine Luftwaffe und schwere Artillerie in der Stadt einzusetzen", teilte das Bürgermeisteramt mit.
Eine Bombardierung der ursprünglich von rund einer Millionen Menschen bewohnten Stadt hätte verheerende Folgen. Die Separatisten hatten angesichts drohender Militärschläge angekündigt, Hunderttausende Menschen in Sicherheit bringen zu wollen - vor allem ins benachbarte russische Gebiet Rostow am Don.
Russische Behörden berichten von einer "humanitären Katastrophe" auf ihrem Staatsterritorium. Rund 21 000 Flüchtlinge hielten sich demnach am Samstag in den insgesamt 321 eingerichteten Übergangslagern auf, wie das Zivilschutzministerium mitteilte. Insgesamt 30 Regionen würden inzwischen Ukrainer aufnehmen.
Die aus dem Kriegsgebiet geflüchteten Menschen kommen bisher mehrheitlich bei ihren Verwandten, Bekannten und bei Freiwilligen unter. Die Gesamtzahl der aus der Ostukraine Übergesiedelten liegt nach Angaben der russischen Migrationsbehörde bereits bei rund einer halben Million Menschen. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht.
Die Kämpfe in der Ostukraine dauern bereits seit Mitte April an. Die ukrainische Führung will mit dem militärischen Vorgehen verhindern, dass sich die nicht anerkannten "Volksrepubliken" Donezk und Lugansk komplett abspalten von der Ukraine. Die russisch geprägte Region Donbass erkennt die proeuropäische Führung in Kiew nicht an.