Verelendung von Arbeitern in Europa nimmt zu

Die EU tue zuwenig gegen prekäre Arbeitsverhältnisse, die europaweit extrem zugenommen haben, kritisierte der Europäische Gewerkschaftsbund. «Wenn sich das fortsetzt, wird der Widerstand gegen Europa wachsen.»
Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) hat vor einer zunehmenden Verelendung europäischer Arbeitnehmer gewarnt. Die Zahl schlecht bezahlter und unsicherer Arbeitsverhältnisse sei in den vergangenen zehn Jahren drastisch gestiegen, sagte EGB- Generalsekretär John Monks am Mittwoch in Brüssel. «Wenn sich das fortsetzt, wird der Widerstand gegen Europa wachsen», betonte Monks mit Blick auf den EU-Gipfel an diesem Donnerstag und Freitag in Brüssel: Die EU tue nicht genug, um die Lage zu verbessern.
17 Millionen Arbeitnehmer in der Europäischen Union leben nach EGB-Angaben bereits in Armut, 31 Millionen arbeiteten für Hungerlöhne. Der Gewerkschaftsbund nannte Deutschland als negatives Beispiel: In West-Deutschland bekämen Niedriglohn-Arbeiter 6,86 Euro pro Stunde, im Osten 4,86 Euro. Der mittlere Stundenlohn eines Industriearbeiters liege mit rund 25 Euro viel höher. Der deutsche Niedriglohnsektor umfasse 22 Prozent aller Beschäftigten. Das sei ein Rekord auf dem Kontinent und ähnlich hoch wie die 25 Prozent Niedriglohn-Arbeiter in Großbritannien und den USA. Auch Zeitverträge und unfreiwillige Teilzeitjobs seien ein zunehmendes Problem. Zudem sei die Zahl der Scheinselbstständigen in der EU seit dem Jahr 2000 von 20 auf 29 Millionen gestiegen, sagten EGB-Fachleute. Sie forderten europäische Schutzklauseln. (dpa)