Verbünden sich Russland und Griechenland auf Kosten Europas?

Die Zusammensetzung der neuen Links-Rechts-Regierung in Athen beflügelt Mutmaßungen, dass Griechenland die Nähe Russlands suchen könnte. Ein Druckmittel, damit die Europartner den Griechen die Schulden streichen?
dpa |
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Athen - Kremlchef Wladimir Putin war einer der ersten ausländischen Staatschefs, die Syriza-Chef Alexis Tsipras zum Wahlsieg in Griechenland gratulierten. Er wünschte Tsipras viel Erfolg, lobte die "traditionell konstruktiven" Beziehungen und gab sich überzeugt, dass beide Länder dieses gute Verhältnis fortsetzen. Strebt die neue Regierung in Athen eine Allianz mit Moskau an?

Lesen Sie hier: Neue Regierung in Griechenland - Russland-Sanktionen und EU-Gelder: Athen auf Konfliktkurs

Welche Rolle spielt Russland wirtschaftlich in Griechenland?

Die Sanktionen der EU gegen Russland und die Gegenmaßnahmen Moskaus haben der griechischen Landwirtschaft geschadet. Nach Angaben des Verbandes der landwirtschaftlichen Genossenschaften sind im Herbst mehr als 600 000 Tonnen vor allem Pfirsiche, Gemüse und Obst verfault. Die wirtschaftlichen Interessen Griechenlands sind aber eng mit den anderen EU-Staaten verbunden. Russland kommt unter den wichtigsten Handelspartnern auf einen Anteil von 12,6 Prozent (2012), Deutschland, Italien, die Niederlande und Frankreich zusammen auf 25,8 Prozent.

Lesen Sie hier: Kann Griechenland der EU gefährlich werden?

Ist das russische Kapital in Griechenland präsent?

Im Bankwesen sehr gering. Es gibt aber mehrere russische Oligarchen, die Ferienhäuser in Griechenland gekauft haben. Die prominenteste ist Ekaterina Rybolowlewa, Tochter des russischen Düngemittel-Tycoons Dmitri Rybolowlew. Sie hat die Privatinsel Skorpios des legendären griechischen Reeders Aristoteles Onassis gekauft.

Welche Kontakte bestehen zwischen der neuen Links-Rechts-Regierung und Moskau?

Viele und enge. Zahlreiche ältere Funktionäre des linken Flügels der Linkspartei Syriza waren in jungen Jahren Mitglieder der Kommunistischen Partei und haben in der damaligen Sowjetunion studiert. Auch der neue griechische Außenminister Nikos Kotzias pflegte als Politik-Professor enge Kontakte mit Kollegen aus Russland. Er hat bereits eine Einladung aus Moskau erhalten, Russland zu besuchen.

Lesen Sie hier: Tsipras will nur beeindrucken

Wie stehen die Rechtspopulisten in der Regierung zu Moskau?

Auch die Unabhängigen Griechen (ANEL) sehen in Russland einen Verbündeten. Ihre Sympathie hat aber hauptsächlich religiöse Gründe. Die beiden Nationen verbinde der christlich-orthodoxe Glauben, betonen sie immer wieder. Der neue griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos deutete bei der Übernahme des Ministeriums an, wie wichtig der Kauf russischer Waffen für Griechenland sei.

Ist es das erste Mal, dass Griechenland mit Moskau liebäugelt oder zumindest so tut?

Nein. Schon der erste sozialistische Regierungschef Andreas Papandreou traf vor 35 Jahren Absprachen mit Moskau. So durfte die russische Mittelmeerflotte zwischen Kreta und dem griechischen Festland ankern, russische Kriegsschiffe im Notfall zur Reparatur griechische Werften anlaufen. Griechenland hat wiederholt russische Waffen gekauft - die wichtigste Beschaffung, ein schweres Luftabwehrsystem vom Typ S-300, ist zurzeit auf Kreta stationiert.

Steht eine Wende in der griechischen Außenpolitik bevor?

Das muss sich noch zeigen. "Wir sind ein Mitglied der EU, das ist klar. Wie alle anderen EU-Staaten haben auch wir eine eigene Außenpolitik", resümierte der Leiter der Syriza-Parteizeitung, Nikos Filis. Nach dem Wahlsieg der Linken seien die Griechen nicht länger die "lieben Jungs, die alle Befehle aus den Entscheidungszentren in Brüssel und Berlin bedenkenlos in die Tat umsetzen".

Was sagen Diplomaten in Athen zu einem möglichen Kurswechsel des Landes?

Sie meinen, man sollte nicht voreilig eine Wende der griechischen Außenpolitik an die Wand malen. Griechenland sei so eng mit der EU und dem Euroland verbunden, dass eine Kursänderung Richtung Moskau katastrophale Folgen für Athen haben könnte.

Lesen Sie hier: Tsipras: Kein Bruch mit internationalen Geldgebern

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