Interview

VdK-Chefin Bentele: "Es bleibt ein Armutsrisiko - daran ändern Spahns Pläne nichts"

Verena Bentele spricht über die Defizite der Pflege-Reform für 2021, politische Versäumnisse und Lehren aus Corona.
Lisa Marie Albrecht |
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Die 38-jährige Verena Bentele ist Präsidentin des größten deutschen Sozialverbands VdK.
Die 38-jährige Verena Bentele ist Präsidentin des größten deutschen Sozialverbands VdK. © VdK/Susie Knoll

AZ: Frau Bentele, Jens Spahn hat eine umfassende Pflege-Reform für 2021 vorgelegt. Was halten Sie davon?
VERENA BENTELE: Wir vermissen echte Alternativvorschläge, um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken. Wir begrüßen zwar, dass es unter anderem einen Steuerzuschuss für die Pflegeversicherung geben soll. Aber das reicht uns als VdK nicht. Nur eine Pflegevollversicherung ist eine echte Alternative. Das würde bedeuten, dass die Pflegeversicherung alle pflegebedingten Eigenanteile übernimmt. Zudem sollte endlich die Trennung in gesetzliche und private Pflegeversicherung aufgehoben werden. Pflegebedürftigkeit bleibt ein Armutsrisiko in Deutschland. Daran ändern Spahns Pläne nichts.

Coronavirus: Betroffene schützen und vor Isolation bewahren

Was braucht die Pflege jetzt- auch mit Blick auf Corona?
Vernünftige Kompromisse in der vollstationären Versorgung sind gefragt. Wir müssen einerseits die Betroffenen schützen und sie anderseits vor sozialer Isolation bewahren. Das ist ein schmaler Grat. Die Hygienepläne müssen Besuche in Sicherheit ermöglichen. Die zwischenzeitlich verfügbaren Antigen-Schnelltests müssen zuallererst in Pflegeheimen eingesetzt werden, auch für Angehörige. Hier hätte die Politik dafür sorgen müssen, dass die Träger Vorgaben bekommen. Entsprechende Hygienepläne hätten schon im Sommer erarbeitet werden müssen. Jetzt gibt es wieder überall nur Notfallpläne, bei denen die Betroffenen nur unzureichend berücksichtigt werden.

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Bentele: "Betroffene Familien stehen alleine da"

Welche Defizite hat Corona für pflegende Angehörige gezeigt?
Bei der häuslichen Versorgung hat schon die erste Welle der Pandemie gezeigt: Die betroffenen Familien stehen alleine da. Speziell dort, wo Angebote wegbrechen, erleben wir überlastete Familien und pflegende Angehörige am Limit. Sie werden die nächsten Wochen nur überstehen, wenn sie unterstützt werden. Die Politik hat versäumt, die Angebote zu flexibilisieren oder den Menschen zumindest Geldmittel in die Hand zu geben.

Zu wenig Personal am Intensivbett

In der Corona-Krise wird viel über die Verfügbarkeit von Intensivbetten gesprochen. Welche Rolle spielt dabei das Personal, das diese betreut?
Wir erhalten vor allem aus den Krankenhäusern Zuschriften. Dort gibt es nicht zu wenige Intensivbetten, sondern zu wenig Personal am Intensivbett. Die Pandemie zeigt uns nochmals deutlich, was in den letzten Jahrzehnten versäumt wurde. In den Krankenhäusern wurde massiv Pflegepersonal abgebaut. Auch in den anderen Pflegebereichen fehlen Zehntausende Pflegerinnen und Pfleger. Eine Erkenntnis aus der Pandemie muss sein, den Pflegeberuf in jeder Hinsicht aufzuwerten, um mehr Menschen für den Beruf gewinnen zu können.

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  • Heinrich H. am 14.11.2020 08:50 Uhr / Bewertung:

    .......Frau Bentele, ich finde Sie schon OK, aber man sollte im Leben immer Ehrlich zu den Menschen sein, ein Armuts Risiko wird immer bestehen bleiben, da wird sich mit Sicherheit nichts ändern. Nur sollte man den Menschen auch sagen, das SIE auch selber stark verantwortlich sind, wie heißt es so schön: Jeder ist selber sein Glückes Schmied....!!!!!!

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