US-Wahl: Ein einziger Flügelschlag

Obamas Vorsprung beträgt 0,07 Punkte. Was jetzt den Ausschlag geben kann  
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Knapp ist gar kein Ausdruck: Exakt 0,07 Prozentpunkte beträgt der aktuelle Vorsprung von Barack Obama vor seinem Herausforderer Mitt Romney. Den Ausschlag könnten nun drei Dinge geben: der Sturm, die Arbeitsmarktzahlen und das Votum des Bürgermeisters von New York.
In der jüngsten Umfrage muss man sich die Kommastellen anschauen, um überhaupt einen Unterschied auszumachen: Barack Obama kommt auf 48,56 Prozent, Mitt Romney auf 48,49 Prozent, so die ABC-Erhebung. Der Ausgang ist allerdings erst recht unwägbar, weil es im US-Wahlrecht nicht auf die Gesamtzahl der Stimmen ankommt, sondern darauf, wer welchen Staat und damit all seine Wahlmänner gewinnt. Und in rund zehn Staaten ist das Rennen offen.
Deswegen kommt es jetzt auf jeden Flügelschlag eines Schmetterlings an. Zum Beispiel die eindeutige Positionierung von Michael Bloomberg, der im ganzen Land geachtete Bürgermeister von New York, früher mal Republikaner, jetzt parteilos. Er rief dazu auf, Obama zu wählen. Den Ausschlag hat Sandy gegeben, der Sturm, der den Klimawandel wieder ins Blickfeld rückt. „Ob die Zunahme extremer Wetterlagen eine Folge davon ist oder nicht: Das Risiko, dass es so sein könnte, sollte – angesichts der Zerstörung dieser Woche – alle Führer dazu zwingen, sofort zu handeln.“ Bloomberg sagte weiter, Obama habe wichtige Schritte gegen den Klimawandel eingeleitet. Romney dagegen wechsele dauernd seine Meinung, wie bei „allen wichtigen Bereichen“, ätzte der frühere Parteifreund.
Bei allen Unzulänglichkeiten und Enttäuschungen sei der amtierende Präsident der Richtige, warb Bloomberg. Obamas Rolle als beherzter, mitfühlender Krisenmanager könnte auch andere beeindruckt haben: Vor allem das oft gezeigte Foto, wo er ein Flutopfer umarmt, sehen US-Analysten als womöglich entscheidendes Drehmoment. Romney dagegen fliegen gerade frühere Sätze um die Ohren, bei der Katastrophenschutzbehörde Fema sollte doch massiv gespart werden.

Knackpunkt Arbeitslosenzahlen

Ein anderes aktuelles Ereignis ist zwiespältiger für Obama: Am Freitag wurden die Arbeitsmarktzahlen verkündet – das letzte Zeugnis über das Kernthema Wirtschaft vor der Wahl. Als wichtige Marke gilt die Zahl 7,2 Prozent: Seit 1933 wurde kein Präsident wiedergewählt, wenn die Arbeitslosenrate über diesem Wert lag. Und in der Tat erreichte sie 7,9 Prozent, nach 7,8 Prozent im September – das war der bisher beste Wert in Obamas Amtszeit. Immerhin wurden in den letzten vier Wochen 171<TH>000 neue Jobs geschaffen, mehr als erwartet: ein Zeichen, dass der Arbeitsmarkt in Schwung kommt.
Vor vier Jahren, im Endspurt des letzten Wahlkampfs, hatte Obama gesagt, man solle ihn an seinen Erfolgen auf dem Arbeitsmarkt messen. Das könnte sich jetzt rächen. Andererseits geht es auch um die Lesart: Hat Obama – an den eigenen Ansprüchen gemessen – beim Arbeitsmarkt versagt? Oder hat er aus einer desolaten Wirtschaftslage noch das Beste gemacht? Wenige Wochen vor der Wahl war damals Lehman Brothers zusammengebrochen – und die Schockwellen bauten sich bei seinem Amtsantritt gerade erst richtig auf. Neun Millionen Jobs gingen 2008/2009 verloren, es gab eine Rezession wie seit Jahrzehnten nicht mehr, die Arbeitslosenquote schnellte auf über zehn Prozent hoch: für die USA sehr ungewöhnlich.
Obama startete ein erstes Erholungsprogramm; es wirkte, wenn auch nicht so stark und schnell wie erhofft. Das zweite Paket wurde von den Republikanern gestoppt.

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