Unicef Deutschland verliert Spendensiegel

Nach den Vorwürfen gegen Unicef Deutschland, mit Spendengeldern nicht ordnungsgemäß umgegangen zu sein, wird der Organisation nun das Spendensiegel aberkannt.
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Spenden sollen Kindern helfen
dpa Spenden sollen Kindern helfen

Nach den Vorwürfen gegen Unicef Deutschland, mit Spendengeldern nicht ordnungsgemäß umgegangen zu sein, wird der Organisation nun das Spendensiegel aberkannt.

UNICEF Deutschland hat das renommierte Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) verloren. Das DZI in Berlin teilte am Mittwoch mit, die deutsche Sektion des UN-Kinderhilfswerkes habe mit jahrelangen Provisionszahlungen an Spendenwerber gegen DZI-Standards verstoßen, Sachverhalte verschwiegen und schwere Leitungs- und Managementfehler begangen.

Das DZI verlangte eine durchgreifende Erneuerung von UNICEF. Das Spendensiegel kann frühestens in einem Jahr neu beantragt werden.

UNICEF zeigte sich überrascht und betroffen von der Entscheidung. Der Interimsvorsitzende Reinhard Schlagintweit bezeichnete die kritisierten Vorgänge als Ausnahmefälle und versicherte, UNICEF sei schon dabei, aus den Fehlern zu lernen und sich neu zu strukturieren. „Wir tun alles dafür, dass solche Fehler in Zukunft nicht mehr vorkommen.“

Gegen Grundsatz der Sparsamkeit verstoßen

Das DZI erklärte, die Aberkennung des Spendensiegels sei Ergebnis einer Nachprüfung, die aufgrund kritischer Medienberichte Ende vergangenen Jahres eingeleitet worden sei. Dabei sei aufgedeckt worden, dass UNICEF von 2004 bis 2007 drei professionelle Spendenwerber erfolgsabhängig bezahlt, Nachfragen danach aber stets verneint habe. Damit habe die Organisation gegen den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit verstoßen.

Bei einer der beanstandeten Provisionen geht es um die Zahlung von 30.000 Euro an einen „erfolgsabhängig vergüteten Fundraiser“ für die Vermittlung einer Spende über 500.000 Euro des Discounters Lidl. Erst aufgrund externer Hinweise habe das DZI die Verstöße gegen Vergabekriterien erkennen können. „Obwohl dem Vorstand von UNICEF spätestens seit dem Eingang anonymer Hinweise im Mai 2007 und einer Vorstandssitzung im Juni 2007 die Provisionszahlungen bekannt gewesen sind, erfolgte kein korrigierender Hinweis an das DZI“, hieß es in der mehrseitigen Erklärung des von staatlichen Institutionen, unter anderem dem Berliner Senat und dem Bundesfamilienministerium getragenen Instituts. Das Spendensiegel wird jedes Jahr neu verliehen.

DZI verschärft Regeln

Der Entzug des Spendensiegels sei unumgänglich geworden „in Anbetracht der in den letzten Wochen zu Tage getretenen und entstandenen gravierenden Leitungs-, Aufsichts- und Managementmängel und des unzureichenden Auskunftsverhaltens“. Eine durchgreifende Erneuerung sei notwendig, damit sich solche Fehler nicht wiederholten.

Als Konsequenz aus den Erfahrungen mit UNICEF hat das DZI ab sofort sine Regeln verschärft: So müssen Mitglieder von Vorständen und Aufsichtsorgangen eine Erklärung abgeben, dass sie die Standards des Spendensiegels zur Kenntnis genommen haben und deren Einhaltung gewährleisten. Bislang sei eine solche Selbstverpflichtung nur von vertretungsberechtigten Leitungsmitgliedern verlangt worden.

Das Spendensiegel des DZI tragen nach dessen Angaben derzeit 230 Organisationen mit einem Spendenaufkommen von 1,4 Milliarden Euro pro Jahr.

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