UN-Tribunal fällt Urteil gegen Ex-Serbenführer Karadzic
Den Haag - Der frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic gilt als politischer Hauptverantwortlicher des Massakers vom Juli 1995. Dem 70-Jährigen droht eine lebenslange Gefängnisstrafe.
Im Juli 1995 hatten serbische Einheiten unter General Ratko Mladic die UN-Schutzzone in Ost-Bosnien überrannt und etwa 8000 muslimische Männer und Jungen ermordet.
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Karadzic ist wegen Völkermords in zwei Fällen angeklagt: Das Massaker von Srebrenica sowie Morde in bosnischen Kommunen wie bei der Belagerung von Sarajewo. Außerdem wird der frühere Psychiater wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen beschuldigt.
Der ehemalige Serbenführer war 2008 nach 13 Jahren auf der Flucht festgenommen worden. Der Prozess gegen ihn, in dem er sich selbst verteidigt hatte und seine Unschuld beweisen wollte, dauerte sechs Jahre lang.
Großmachtsfantasien gemeinsam mit Milosevic
Karadzic wollte nach Darstellung der Anklage ein ethnisch reines Groß-Serbien erreichen. Gemeinsam mit dem damaligen jugoslawischen Staatspräsidenten Slobodan Milosevic und Ex-General Ratko Mladic wollte er demnach bosnische Muslime und Kroaten dauerhaft vertreiben. Milosevic war während seines Prozess 2006 in der Zelle an einem Herzinfarkt gestorben.
Der Prozess gegen Ex-General Mladic soll in diesem Jahr zu Ende gehen. Auch ihm droht wegen des Völkermords von Srebrenica eine lebenslange Haftstrafe.
Der Bosnien-Krieg kostete mehr als 100 000 Menschen das Leben. Allein bei der mehr als 44 Monate dauernden Belagerung von Sarajevo wurden mindestens 10 000 Menschen getötet.
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