"Um die Kinder zu beruhigen, rührte die Frau in leeren Töpfen"
Täglich die gleichen Bilder: Frauen, Männer, Kinder in Decken gehüllt an der Grenze zu Mazedonien wartend. Frierend im Schlamm schauen sie apathisch in die Kameras. Kein Lächeln mehr in den Kindergesichtern wie im Sommer am Hauptbahnhof in München.
Die tränen- und schmutzverschmierten Gesichter der Kinder zeigen Verzweiflung und pure Angst. Dem Krieg entronnen, sind sie gefangen, weil in Europa über Obergrenzen und Rückführung verhandelt wird. Es gibt kein Zurück, auch kein Weiterkommen. Aber sie leben zumindest noch.
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In Syrien tobt der Bürgerkrieg. Deshalb fliehen sie. Hunger als Waffe. Inzwischen starben in Syrien durch die inhumane Kriegführung des Aushungerns unzählige Menschen. Erst im Januar sahen wir Bilder von bis auf das Skelett ausgehungerten Kindern aus Madaya bei Damaskus.
Erinnerung an die Luftbrücke 1948
Letzte Woche war Christian Springer, der Münchner Kabarettist und Orienthelfer, im Bürgerkriegsland. Trotz der Blockade von Homs gelang den Orienthelfern auf Umwegen der Transport von Lebensmitteln in die belagerte Stadt.
Dort droht jetzt eine weitere große Hungersnot. Christian Springer berichtete von einer Frau mit drei Kindern, die bitterlich weinten, weil sie hungrig waren. Der Vater ist im Krieg verschollen.
Um die Kinder zu beruhigen, rührte die Frau in leeren Töpfen. Die Kinder schliefen ein und am Morgen erwachten nur zwei. Eines von ihnen verstarb wegen Hungers.
Bei einem Erdbeben wären die Hilfsorganisationen schon längst vor Ort und niemand müsste des Hungers wegen sterben. Warum vermögen wir dieser humanitären Katastrophe nichts entgegenzusetzen?
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Als 1948 Stalin mit einer Blockade die Berliner Bevölkerung aushungern wollte, reagierten die Alliierten mit einer Luftbrücke und versorgten die Berliner Bevölkerung. Die Hungerkatastrophe des Krieges und dessen entwürdigende Unmenschlichkeit waren noch mehr als präsent.
Deshalb steht auch ganz am Anfang unseres Grundgesetzes der Satz von der Unantastbarkeit der Würde des Menschen. Die Würde vieler Menschen in Syrien wird mit den Füßen getreten. Wenige Flugstunden von uns entfernt; vor den Toren Europas, welches wohl tief in einer Sinnkrise steckt.
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