Ukraine-Krieg: Selenskyj fordert härtere Sanktionen für Russland

Die ukrainische Regierung warnt vor neuen Offensiven russischer Truppen im Osten des Landes. Selenskyj fordert schärfere Sanktionen, um die Aggression zu stoppen. Die Entwicklungen im Überblick.
| dpa
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Frauen tragen ihre Lebensmittel an einem zerstörten Wohnhaus in Borodjanka vorbei.
Frauen tragen ihre Lebensmittel an einem zerstörten Wohnhaus in Borodjanka vorbei. © Vadim Ghirda/AP/dpa

Kiew - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Westen zu härteren Sanktionen gegen Russland aufgerufen. Er forderte ein Embargo auf russisches Erdöl und einen vollständigen Ausschluss des russischen Bankensystems vom internationalen Finanzwesen.

Sollte es kein "wirklich schmerzhaftes Sanktionspaket" und keine Lieferungen der von Kiew geforderten Waffen an die Ukraine geben, werde Russland dies als "Erlaubnis zum Vormarsch" sehen, sagte Selenskyj in einer in der Nacht zum Donnerstag veröffentlichten Videoansprache.

Ukraine warnt vor russischer Offensive im Osten

Zugleich warnte Selenskyj vor einer großen Offensive des russischen Militärs im Osten der Ukraine. Moskau baue weiter Kampfkraft auf, um seine Ambitionen im Donbass-Gebiet zu verwirklichen. Die Regierung in Kiew rief Menschen in den Gebieten Luhansk, Donezk und Charkiw bereits zur Flucht auf. Sie rechnet damit, dass von der Hauptstadt Kiew abgezogene russische Truppen im Osten eingesetzt werden. Selenskyj betonte: "Wir werden kämpfen und uns nicht zurückziehen". Das ukrainische Militär meldete weitere Kämpfe und Angriffe aus dem Osten des Landes.

Ein ukrainischer Soldat steht in Butscha neben zerstörten russischen Panzern.
Ein ukrainischer Soldat steht in Butscha neben zerstörten russischen Panzern. © Felipe Dana/AP/dpa

Der ukrainische Präsident rief zudem die Menschen in Russland dazu auf, ein Ende des Kriegs zu fordern. Die Ermordung von Zivilisten in von russischen Truppen besetzen Städten wie Butscha müsse ein entscheidendes Argument sein. "Niemand in Russland, der jetzt nicht ein Ende des Krieges und den Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine fordert, hat eine Zukunft", sagte Selenskyj. Die Bürger sollten sich lieber jetzt der russischen Repressionsmaschine stellen, als ihr Leben lang "mit Nazis verglichen zu werden".

Elf Leichen in Kiewer Vorort gefunden

In einer Garage im Kiewer Vorort Hostomel wurden nach dem Abzug russischer Truppen ukrainischen Angaben zufolge elf Leichen gefunden. Die Polizei habe diese am Mittwoch entdeckt, berichtete die "Ukrajinska Prawda" und berief sich auf einen Telegram-Eintrag des ehemaligen Innenministers Arsen Awakow.

Demnach soll es sich bei den Getöteten um Zivilisten handeln, die von russischen Soldaten getötet worden seien. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. Das nordwestlich der Hauptstadt gelegene Hostomel mit dem nahen Flugplatz war seit Beginn des Kriegs schwer umkämpft. Der Großteil der ursprünglich 16.000 Einwohner floh. Der lokalen Militärverwaltung zufolge wurden rund 400 Bewohner von Hostomel vermisst.

Ukrainische Soldaten begutachten ein schwer beschädigtes Wohnhaus in Irpin.
Ukrainische Soldaten begutachten ein schwer beschädigtes Wohnhaus in Irpin. © Felipe Dana/AP/dpa

Charkiw: Keine Massenevakuierung nötig

Nach Aufrufen zur Flucht aus dem Osten der Ukraine angesichts einer möglichen russischen Großoffensive versucht der Bürgermeister von Charkiw zu beruhigen. Weder er noch das Militär hielten es momentan für notwendig, eine zentralisierte Evakuierung aus der zweitgrößten Stadt des Landes durchzuführen, sagte Ihor Terechow in einer Videobotschaft.

Die Stadt Charkiw sei gut mit Waffen ausgestattet und zur Verteidigung bereit. Der Aufruf zu einer Evakuierung treffe aber im Gebiet Charkiw auf südliche Bezirke zu. Charkiw hatte vor dem Krieg rund 1,5 Millionen Einwohner. Der Gebietsverwaltung zufolge verließ ein großer Teil der Bewohner in den ersten Kriegswochen die Stadt. Charkiw wird seit Beginn der russischen Invasion Ende Februar fast ununterbrochen aus der Luft und mit Artillerie angegriffen.

Polizisten arbeiten auf einem Friedhof in Kiew an der Identifizierung von Toten.
Polizisten arbeiten auf einem Friedhof in Kiew an der Identifizierung von Toten. © Rodrigo Abd/AP/dpa

USA liefern Panzerabwehrwaffen und Drohnen

Die USA wollen die Ukraine besonders mit weiteren Panzerabwehrwaffen vom Typ Javelin unterstützen wollen. Dazu sollen 100 Millionen Dollar (91,3 Mio Euro) genutzt werden, die die US-Regierung für weitere Waffenlieferungen genehmigt hatte, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby.

Man sei außerdem mit den Ukrainern im Gespräch über die Lieferung weiterer Drohnen vom Typ Switchblade. Davon seien bereits 100 geschickt worden. Die Switchblades sind Mini-Drohnen, die lange über dem Boden kreisen können, um dort auf ein Ziel zu lauern und gezielt anzugreifen. Dabei zerstören sie sich dann selbst.

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