Udes Wahlplakat - genial oder dämlich?

Es hat dem SPD-Spitzenkandidaten viel Spott eingebracht. Wir haben einen Werbe-Experten nach seiner Meinung gefragt.
von  Jasmin Menrad
Eine Verballhornung, über die sich mancher CSUler freuen würde: Ude hält "die Klappe".
Eine Verballhornung, über die sich mancher CSUler freuen würde: Ude hält "die Klappe". © jetzt.de

Sein neues Wahlplakat hat dem SPD-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl viel Spott eingebracht. Das sagt ein Werbe-Experte dazu.

München -  „Christian Ude – ein Ministerpräsident, der Wort hält.“ Klingt erstmal nach langweiliger Wahlkampf-Floskel. Doch die grafische Umsetzung der Wahlplakate, mit denen derzeit ganz München zugepfastert ist, lässt stutzen.

Ude hält tatsächlich das Wort „Wort“ in seinen Händen. Der Spott ließ nicht lange auf sich warten: Im Internet sammelt das „Jetzt“-Magazin der SZ derzeit die lustigsten Verballhornungen (auf udeholdingthings.tumblr.com) Ist das Plakat nun genial oder dämlich? Wir haben einen Werbe-Experten gefragt.

AZ: Herr Spannagl, was haben Sie gedacht, als Sie den Ude zum ersten Mal haben Wort halten sehen?

JOHANNES SPANNAGL: Das Plakat ist auf jeden Fall gewagt. Aber die Ausgangslage ist klar: Ude ist der Herausforderer und liegt weit hinten. Da hat er mit kommunikativer Zurückhaltung keine Chance auf Verbesserung.

Aber wirkt dieses Wortspiel nicht unseriös?

Das Problem ist, dass wenige Bürger den Politikern glauben, dass sie Wort halten. 'Wort halten', das ist ein moralisches Versprechen und das Bild von Ude, der Wort hält, übersetzt dieses Versprechen nicht mit Fakten, sondern eher witzig.

Und das ,Ministerpräsident’ kommuniziert mehr als nur Selbstbewusstsein, da der Abstand zwischen Ude und Seehofer gegenwärtig doch sehr groß ist. Außerdem muss der Herausforderer den Ministerpräsidenten-Anspruch klarer formulieren, da er in Gesamtbayern deutlich weniger bekannt ist.

Wollen die Bayern so einen als Ministerpräsidenten?

Das Plakat zumindest suggeriert das und das Plakat ist authentisch: Ude ist als humorvoller Kabarettist bekannt und so wirkt das nicht aufgesetzt.

Im Internet scheint das Plakat anzukommen.

Es verbreitet sich virusartig über Soziale Netzwerke und Nachrichtenseiten, manche haben es bereits bearbeitet und sehr kreativ umgestaltet. So ist Ude im Gespräch und bietet Stoff für Diskussionen.

Die CSU warb schon mit „Sommer, Sonne, Bayern“. Müssen wir von Horst Seehofer jetzt auch so einen Unsinns-Knaller erwarten?

Nein, der Amtsinhaber ist ja in einer ganz anderen Position als sein Herausforderer. Der wird nicht mit einem Wortspiel für sich und seine Partei werben.

Können Sie ihm eine Empfehlung geben?

Was macht ein gutes Wahlplakat aus? Also ich kenne kaum kreativ prägnante Wahlplakate. Wenn Sie die Parteizeichen wegnehmen und die Köpfe pixeln, können Sie alle Wahlplakate nebeneinander legen und werden feststellen, dass die der großen Volksparteien alle nahezu gleich sind.

 

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