TV-Duell: Allerletzte Chance

Die AZ-Redakteurin Annette Zoch schreibt über das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück am Sonntag.
von  Annette Zoch
Das Legoland Oberhausen hat das TV-Duell schon mal nachgestellt: Steinbrück (li.) trägt dabei eine ungewohnt dichte Haarpracht und Merkel ist rothaarig.
Das Legoland Oberhausen hat das TV-Duell schon mal nachgestellt: Steinbrück (li.) trägt dabei eine ungewohnt dichte Haarpracht und Merkel ist rothaarig. © dpa

 

Das Bundestags-Wahlkämpfchen plätschert öde und inhaltsleer dahin. Das ganze Land liegt in Vollnarkose. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat es geschafft, den Eindruck zu vermitteln, als sei der 22.September ein ganz normaler Sonntag. Der vierte des Monats. Ein hoffentlich schöner Herbsttag. Nachmittags gibt’s Kaffee und Kuchen. Sonst noch was?

Den Namen Peer Steinbrück hat Merkel in den vergangenen Wochen nicht ein einziges Mal in den Mund genommen. Dieser Stoizismus ist beeindruckend und er wird ihr wohl die Wiederwahl sichern.

Aber wenigstens einmal in diesem Wahlkampf, am Sonntagabend, könnte es spannend werden. Dann nämlich, wenn Merkel ihrem Herausforderer zum ersten Mal nicht ausweichen kann.

Steinbrück weiß, dass dieses Fernsehduell für ihn die allerletzte Chance ist, nach einem – auch durch die Querschüsse des eigenen Parteichefs Sigmar Gabriel – völlig vergurkten Wahlkampf. Steinbrück ist rhetorisch begabter als Merkel. In Sachen Klartext und Kavallerie ist er das genaue Gegenteil zur präsidial auftretenden Teflon-Kanzlerin. Nicht ohne Grund wollte Steinbrück zwei Fernsehduelle, und nicht ohne Grund hat Merkel das klar abgelehnt.

Steinbrücks Ziel wird es am Sonntag sein, die eigene SPD-Basis zu mobilisieren. Steinbrücks Stärke ist gleichzeitig aber auch seine Schwäche. Seine Prägnanz kann schnell umschlagen in Gepolter, seine Rhetorik in Radau. Es wird spannend. Endlich!

 

 

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