Türkische Gemeinde sieht Visumfreiheit positiv
Stuttgart - "Zum Beispiel müsste meine 80-jährige Mutter nicht mehr 400 Kilometer von Kayseri nach Ankara fahren und Schlange stehen für ein Visum", sagte der Verbandsvorsitzende Gökay Sofuoglu. Ihm sei zudem von vielen Hochzeiten bekannt, dass die Gastgeber gerne Angehörige aus der Türkei einladen würden, aber bislang nicht könnten.
Aber auch Geschäftsleute würden Nutzen von einer Aufhebung der Visumpflicht ziehen. Zudem werde sich der Wegfall der Reisehürde positiv auf den Austausch der Kulturen auswirken. "Es gibt natürlich sehr viele Jugendliche, die gern mal Europa bereisen wollen."
Die EU-Kommission hatte am Mittwoch die Aufhebung der Visumpflicht für Türken Ende Juni empfohlen und damit eine Kernforderung Ankaras aufgegriffen. Die EU kommt der Türkei damit für die Zusammenarbeit in der Flüchtlingskrise entgegen.
Sofuoglu glaubt nicht, dass viele Menschen aus der Türkei die neue Reisefreiheit nutzen wollen, um dauerhaft etwa nach Deutschland zu kommen. Man werde sehen, "dass nicht Millionen Türken mit gepackten Koffern warten, um nach Europa zu kommen. Es werden zwar einige kommen, aber wenige werden bleiben." Für eine Perspektive in Europa brauche man sprachliche Kenntnisse und eine Berufsausbildung. Der Arbeitsmarkt in der Türkei biete für die Einheimischen da mehr.
Sofuoglu erwartet durch die Visumfreiheit eine Entspannung im europäisch-türkischen Verhältnis. "Die Türkei ist gerade am Scheideweg zwischen Europa und dem Nahen Osten. Europa wäre gut beraten, den Türken noch einmal eine neue europäische Perspektive zu geben", sagte er.