TTIP-Abkommen: Deutsche Spezialitäten bedroht

Agrarminister Schmidt will den Schutz für deutsche Spezialitäten lockern – um das Freihandelsabkommen TTIP mit den USA umzusetzen.
Tobias Wolf |
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Geht es nach Agrarminister Christian Schmidt (CSU), ist es bald vorbei mit der „geprüften Qualität“ bei der Thüringer Rostbratwurst.
Geht es nach Agrarminister Christian Schmidt (CSU), ist es bald vorbei mit der „geprüften Qualität“ bei der Thüringer Rostbratwurst.

München – Thüringer Rostbratwurst, schwäbische Spätzle, Schwarzwälder Schinken, Allgäuer Emmentaler, Nürnberger Lebkuchen: Die Liste der geschützten deutschen Spezialitäten ist lang. Und deren Schutz will Agrarminister Christian Schmidt (CSU) nun lockern. Hintergrund: Das derzeit stark diskutierte und kritisierte deutsch-amerikanische Freihandelsabkommen TTIP. „Wenn wir die Chancen eines freien Handels mit dem riesigen amerikanischen Markt nutzen wollen, können wir nicht mehr jede Wurst und jeden Käse als Spezialität schützen,“ erklärte Schmidt dem „Spiegel“.

Der 57-Jährige hält die geltenden EU-Regeln für regionale Lebensmittel für „sehr bürokratisch“. Die EU schütze auch die Spezialitäten, deren Grundstoffe längst nicht mehr nur in ihren Heimatregionen hergestellt werden, kritisiert der Agrarminister.

Darüber habe sich der US-Handelsbeauftragte Michael Froman bei ihm beschwert. „Es wäre unseren amerikanischen Handelspartnern schwer vermittelbar, dass sie keinen Tiroler Speck oder Holländischen Gouda zu uns exportieren dürften, wenn wir in Europa selbst den Schutz nicht konsequent durchsetzen würden“, erklärte der CSU-Minister.

Dafür sei Froman bereit, im Handelsabkommen Ausnahmen für mit Chlor desinfizierte Hühnchen zu akzeptieren: „Ich habe den Eindruck, die USA haben verstanden, dass Chlorfleisch in Europa nicht vermittelbar ist“, so Schmidt. Zudem hätten sich die USA erstmals offen für eine Kennzeichnung von mit Gentechnik veränderten Lebensmitteln gezeigt.

TTIP ist in Deutschland umstritten. Kritiker befürchten, dass die EU geltende Standards absenkt – etwa bei genmanipulierten Lebensmitteln oder Hormonfleisch aus den USA. Nicht verwunderlich also, dass auch Agrarminister Schmidt für seine Äußerung Kritik einstecken muss. „Und das von einem deutschen Agrarminister!“, twitterte beispielsweise der Grünen-Politiker Johannes Remmel. Der Nürnberger Stadtrat Torsten Brehm sorgt sich um eine Spezialität seiner Stadt: „Save the Nürnberger Bratwurst“, kommentierte er die Aussagen von Schmidt.

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