Theresa Schopper: "Künftig sollten alle Religionsgemeinschaften gleichbehandelt werden"
Gleiches Recht für alle Religionen wollen die Grünen auf ihrem Parteitag am Wochenende in Würzburg diskutieren - und darüber, wie sie die CSU endlich auf die Oppositionsbank schicken.
AZ: Erst wollten die Grünen den Religionsunterricht abschaffen, dann fünf islamische Feiertage in Bayern einführen, danach das Kruzifix in den Schulen verbieten und jetzt greifen sie auf Ihrem Parteitag am Wochenende wieder das Konkordat mit der katholischen Kirche an. Wollen Sie Bayern entchristianisieren oder lieber regieren?
THERESA SCHOPPER: Natürlich wollen wir Bayern gestalten. Das hat mit der Kirche nichts zu tun. Wir wollen das Verhältnis Staat und Kirche modernisieren. Viele Privilegien, die die katholische Kirche hat, sind nicht mehr zeitgemäß. Künftig sollten alle Religionsgemeinschaften gleichbehandelt werden.
Wollen Sie wieder islamische Feiertage?
Nein. Wir sagen nichts anderes als der Bundespräsident. Der Islam gehört zu Deutschland. Deshalb müssen wir unsere muslimischen Mitbürger und Mitbürgerinnen auch mitnehmen.
Könnte dieser neue Vorstoß die Machtfantasien der Grünen wieder bremsen?
Wir sind da sehr nahe an den Menschen dran. Viele sind zwar in Bayern christlichen Glaubens, sagen aber auch, dass sich in der Kirche was ändern muss. Wir befinden uns hier in keinem Kulturkampf, sondern diskutieren, was passt ins 21. Jahrhundert.
Vielleicht überschätzen sich Bayerns Grüne auf Ihrem beispiellosen Höhenflug?
Nein. Für uns ist das eine ganz große Verantwortung. Denn Stimmungen sind ja noch lange keine Stimmen. Wir müssen den Wählern bis 2013 unsere Konzepte klarmachen und diese abarbeiten. Davon wird unser Erfolg abhängen.
Seehofer wirft Ihrer Partei vor, die Grünen hätten sich in den vergangenen Monaten wieder zur alten Protest- und Antipartei zurückentwickelt.
Das kann er am Aschermittwoch sagen. Er ist doch der, der ständig zündelt. Ob in der Integrationspolitik oder sonst wo. Die Grünen haben immer gesagt, warum sie gegen eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke sind oder gegen Stuttgart 21 und welche Alternativen wir anbieten.
In Bayern liegt Ihre Partei bei 23 Prozent, die CSU nur noch bei 38 Prozent. Steht eine Machtübernahme bevor?
Zumindest ist es zum ersten Mal, seit ich in der Politik tätig bin, denkbar, dass die CSU in die Opposition geschickt wird.
Ist Schwarz-Grün noch eine Option?
Für die CSU wäre eine Erholungsphase auf der Oppositionsbank sicher viel besser.
Wen bieten Sie für den Bayernthron an? Claudia Roth?
Da beißen Sie auf Granit. Es gibt keine Personaldiskussion.
Im März könnte in Baden-Württemberg Winfried Kretschmann vielleicht zum ersten grünen Ministerpräsidenten gewählt werden, sechs Monate später Renate Künast zur ersten grünen Regierenden Bürgermeisterin in Berlin. Was ist mit München?
Wenn Christian Ude aufhört, werden wir einen OB-Kandidaten oder eine Kandidatin aufstellen. Dass wir dann nicht nur um die goldene Ananas kämpfen, ist wohl klar.
Interview: Angela Böhm