Thailand: Regierungsgegner verhindern vielerorts Stimmabgabe
Unter massiver Polizei- und Armeepräsenz hat am Sonntag in Thailand die umstrittene Parlamentswahl begonnen. Vor allem in der Hauptstadt Bangkok war die Lage angespannt: Regierungsgegner blockierten zahlreiche Wahllokale, um Wähler an der Stimmabgabe zu hindern.
Bangkok - In vielen Bezirken waren die Wahllokale zwar geöffnet, aber kaum frequentiert. In mehreren südlichen Provinzen wurde die Wahl abgesagt, berichtete das Fernsehen unter Berufung auf die Wahlkommission. Dort hatten Regierungsgegner die Aussendung der Wahlscheine verhindert oder es erschienen keine Wahlhelfer.
"An meinem Wahllokal wäre normalerweise um diese Uhrzeit eine Schlange mit 30-minütiger Wartezeit", twitterte der Kolumnist der Zeitung "Nation", Tulsathit Taptim, drei Stunden nach Öffnung der Wahllokale. "Aber hier ist niemand, auch keine Polizei."
Der Süden und Bangkok sind die Hochburgen der Regierungsgegner. Sie wollen Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra und ihre reiche und einflussreiche Familie aus der Politik verbannen. Sie verlangen politische Reformen vor einer Neuwahl. Yingluck wählte als eine der ersten in ihrem Wahlbezirk um kurz nach 08.00 Uhr (Ortszeit). Sie rief alle Thailänder auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Sie ist Spitzenkandidatin ihrer Partei Pheu Thai, der der Sieg sicher ist, weil die größte Oppositionspartei die Wahl boykottiert. Sie hat umgehend Reformen versprochen, und will nach Abschluss des Reformprozesses in einem Jahr erneut Wahlen ausrufen.
Am Samstag waren sechs Menschen angeschossen worden, als Regierungsanhänger und -Gegner in Bangkok aneinandergerieten. Seit Beginn der Proteste im November kamen zehn Menschen um. "Zwar garantiert diese Wahl nicht, dass unsere Probleme gelöst werden, aber die Wahl zu verhindern oder zu annullieren würde noch mehr Gewalt auf den Straßen auslösen", meinte der Kommentator Verapat Pariyawong.
Zahlreiche Regierungen haben Landleute aufgerufen, vor allem in Bangkok Menschenansammlungen zu vermeiden. "Gewaltsame Zwischenfälle sind in diesem Zusammenhang nicht auszuschließen", hieß es auf der Webseite der deutschen Botschaft.