Terror in Istanbul? Sechs Tote und 50 Verletzte nach Explosion in Einkaufsstraße

Istanbul - Bei einer heftigen Detonation einer belebten Istanbuler Einkaufsstraße sind am Sonntag sechs Menschen getötet und mehr als 50 weitere verletzt worden. Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach im Fernsehen von einem "niederträchtigen Anschlag", die Verantwortlichen würden "demaskiert" werden.
Anschlag auf Einkaufsstraße Istiklal im Zentrum von Istanbul
Definitiv von Terrorismus zu sprechen, sei vielleicht falsch, schränkte der Präsident ein. Aber der Gouverneur der Metropole, Ali Yerlikaya, habe ihm gesagt, es liege ein "Geruch von Terror" in der Luft. Ziel der mutmaßlichen Attacke war die bei Touristen wie Einheimischen beliebte Einkaufsstraße Istiklal im Zentrum der türkischen Metropole.
Zum Zeitpunkt der Explosion am Nachmittag war die Fußgängerzone besonders gut besucht. Auf Aufnahmen in Online-Netzwerken ist ein mächtiger Knall zu hören, gefolgt von Flammen. Die Bilder zeigen zudem einen großen, schwarzen Krater sowie mehrere auf dem Boden liegende Menschen. Die Explosion löste sofort Panik unter den Besuchern der Einkaufsstraße aus. Das Gebiet wurde umgehend evakuiert.
Angst und Panik vermeiden: Nachrichtensperre für Medien verhängt
Die türkische Rundfunkbehörde Rtük verhängte eine vorläufige Nachrichtensperre für Medien. Berichte über die Detonation sollten vermieden werden, um nicht für Angst und Panik in der Bevölkerung zu sorgen, hieß es in dem Schreiben am Nachmittag. Die Sender CNN Türk und TRT etwa unterbrachen daraufhin ihre Übertragungen. Zuvor hatte der staatliche Sender TRT berichtet, Rettungskräfte und Polizei seien in großer Zahl vor Ort im Einsatz. Am frühen Abend überflogen Hubschrauber den Stadtteil Beyoglu und angrenzende Viertel.
Istanbul erlebte 2015 und 2016 Terrorwelle
Die Türkei und insbesondere Istanbul waren in den Jahren 2015 und 2016 Zielscheibe einer blutigen Anschlagskampagne, zu der sich teilweise die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannte. Einer der Anschläge wurde auch auf der Istiklal-Straße verübt.
Beim Anschlag in Suruç kam es am 20. Juli 2015 in der türkischen Stadt Suruç, etwa zehn Kilometer von der syrischen Grenze entfernt, zu einem Selbstmordattentat. Dabei starben 34 hauptsächlich junge Menschen und mindestens 76 wurden teils schwer verletzt.
Der Anschlag in Suruç gilt als Wendepunkt im Vorgehen der türkischen Regierung gegen den Islamischen Staat (IS), dem der Anschlag zugeschrieben wird
Am 12. Januar 2016 hatte sich ein Selbstmordattentäter inmitten einer Reisegruppe in der Istanbuler Altstadt auf dem Sultan-Ahmed-Platz in die Luft gesprengt. Dabei wurden zwölf Deutsche getötet und 16 weitere Menschen verletzt.
Im selben Jahr hatte ein weiterer Selbstmordattentäter auf der Istiklal- Einkaufsstraße seinen Sprengstoff-Gürtel gezündet, vier Menschen getötet und 39 weitere verletzt. Nach Angaben der türkischen Regierung hatte der Attentäter Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Gruppe selbst bekannte sich nicht zu der Tat.
Im Juni 2016 sprengten sich drei potentielle IS-Anhänger in der Ankunftshalle und auf dem Parkplatz des Atatürk-Flughafens in die Luft. 45 Menschen starben, 240 wurden verletzt.
In der Silveternacht 2016/2017 stürmte ein bewaffnete Attentäter den beliebten Nachtclub "Reina" am Bosporus-Ufer und feuerte in die Menge: 39 Menschen, darunter viele Ausländer, starben, 79 wurden verletzt. Der IS reklamierte das Attentat für sich – als Racheakt für die militärische Verwicklung der Türkei in Syrien. Der Täter – ein Usbeke – wurde später zu 40 Mal Lebenslänglich und weiteren 1368 Jahren Gefängnis verurteilt.
Zum Blutbad hat sich bislang niemand bekannt.