Tausende Kaninchen müssen leiden
Tausende Heimtiere werden unter unwürdigen Bedingungen gehalten. Tierschützer haben jetzt zwölf Züchter und Händler angezeigt
Es ist stockdunkel. Ein Regal reiht sich an das nächste. Hunderte kleine Plastikbehälter stehen auf ihnen. Sie sind kaum größer als eine Brotzeitbox. Und in den Kisten zwängen sich Kaninchen, Meerschweinchen und Mäuse. Sie sind für den Verkauf in Zoo- und Tierhandlungen bestimmt. Nur dafür werden sie gezüchtet – unter qualvollen Bedingungen.
Diese Szenen zeigt ein Video der Tierschutzorganisation Peta. Monatelang haben die Aktivisten verdeckt dokumentiert, wie in großen deutschen Zucht- und Zulieferbetrieben Kleintiere in überfüllten Käfigen oder winzigen Plastikboxen gehalten werden.
Viele der Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse oder Kanarienvögel müssen in ihren Ausscheidungen leben, manche waren verletzt, einige verwesten bereits. Die schockierenden Aufnahmen zeigen sogar, wie es in einem Kanarien-Käfig zu Kannibalismus kommt.
Lieferunterlagen, die dem „Spiegel“ vorliegen, zeigen auch, dass die Tierchen teilweise durch halb Mitteleuropa gefahren werden. Diese Zustände sind für Peta-Wissenschaftler Edmund Haferbeck „systemimmanent“. Der Heimtierbranche gehe es um „Monetik statt Ethik“, erklärt er dem ARD-Politikmagazin „Report Mainz“, das einen Beitrag über das Thema sendet.
Ketten wie Fressnapf wurden von den Zuchtstätten beliefert
Wie die Peta-Tierschützer erklären, wurden auch große Ketten wie Fressnapf, Futterhaus, Dehner oder Obi von den Zuchtstätten beliefert.
Wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz hat die Tierschutzorganisation jetzt zwölf Zuchtbetriebe und Großhändler angezeigt, die teils direkt an die Großmärkte liefern.
Die Großmärkte selbst geben sich betroffen gegenüber „Report Mainz“. Sie erklären, dass die Videoaufnahmen nicht ihren Richtlinien entsprächen. Das Zoocenter Dehner habe seine Lieferanten aufgefordert, den „Vorwürfen unverzüglich nachzugehen“.
„Das Futterhaus“ erklärt sogar, künftig nicht mehr mit den kritisierten Lieferanten zusammenarbeiten. Auch „Fressnapf“ mit seinen über 800 Märkten in Deutschland will seine Lieferanten für Kaninchen und Co. ändern.
In einer Mitteilung heißt es: „Bilder dieser Art, aber vor allem Bedingungen dieser Art sind schlicht inakzeptabel. Das Unternehmen distanziert sich ganz ausdrücklich davon.“ Künftig will das Unternehmen Tiere über ein zertifiziertes Züchterprogramm beziehen.
Bei den betroffenen Zuchtfirmen und Lieferanten handelt es sich vor allem um Unternehmen aus der Nähe von Osnabrück und aus den Niederlanden.
Konfrontiert mit den Vorwürfen und Bildern über die unwürdige Tierhaltung räumen mehrere Firmen zwar die Vorwürfe teilweise ein, erklären jedoch, dass sich die Tiere nur vorübergehend in ihren Hallen aufhalten würden.
Morgen, Dienstag, läuft um 21.45 Uhr im Politikmagazin „Report Mainz“ ein Beitrag zum diesem Thema in der ARD. Er ist im Zusammenarbeit mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ entstanden.
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