Syrien-Konflikt: Die Zeit läuft ab für Barack Obama
AZ Chefreporter Matthias Maus über den Syrien-Konflikt und das Zeit-Problem von US-Präsident Barack Obamas.
München - Dieser Präsident ist kein Krieger. Barack Obama glaubt an die Kraft der Worte, auch wenn er für einen Militärschlag gegen Syrien wirbt. Er ist angetreten mit dem Versprechen, die USA aus Kriegen rauszuholen, nicht in sie hineinzuführen. Doch als er dabei war, diese Versprechen zu halten, kam die syrische Katastrophe.
Noch bleibt sich der Präsident treu. Er will überzeugen, er sucht das Gespräch mit den Abgeordneten und mit der kriegsmüden Bevölkerung. Er wägt juristische Fragen ab, und er zeigt sich flexibel. Zu flexibel? Mit seinem Entschluss, die Entscheidung über einen Militärschlag auf eine breitere Basis zu stellen, hat er bislang eines gewonnen: Zeit. Aber dieser Gewinn ist teuer erkauft, und er wird immer wertloser. Seine Bemühungen um Verbündete innerhalb und außerhalb der USA werden umso schwieriger, je mehr die Erinnerung an den Giftgas-Angriff verblasst.
Der Präsident kann nicht nichts tun – das ist sein Hauptproblem
Aber, und das ist sein Hauptproblem: Obama kann nicht nichts tun. Es geht um den Ruf eines Friedensnobelpreisträgers, der dem Erstickungstod von Kindern zusieht. Und es geht um den Ruf der Supermacht, die den Gas-Einsatz gegen Zivilisten, einen Bruch des Völkerrechts, achselzuckend hinnimmt.
Selbst wenn der Kongress sich nicht hinter Obama stellt: Der Oberbefehlshaber kann es sich nicht leisten, sich und seine Supermacht zum Gespött von Typen wie Assad und Putin zu machen. Er wird sich etwas einfallen lassen müssen.