Syrien: Keine bilateralen Gespräche der USA mit Russland
US-Außenminister John Kerry unternimmt einen neuen Versuch, Gespräche über eine Waffenruhe für Syrien auf den Weg zu bringen.
Moskau - Auf die Initiative von US-Außenminister Kerry hin sollen Amtskollegen aus mehreren Ländern am Samstag im schweizerischen Lausanne zusammenkommen, um Gespräche über eine mögliche Waffenruhe in Syrien zu führen.
Auch Russland wird dabei sein, wie der Sprecher des Außenministeriums John Kirby, am Mittwoch sagte. Er machte jedoch ausdrücklich klar, dass keine bilateralen Gespräche zwischen Washington und Moskau geplant sind.
Das russische Außenministerium hatte den Termin noch vor den USA verbreiten lassen und erklärt, man wolle gemeinsam Wege einer politischen Lösung für Syrien besprechen. Die USA hatten den Dialog mit Moskau über eine Waffenruhe in der Vorwoche beendet. Beide Seiten machten sich daraufhin gegenseitig für das Scheitern verantwortlich.
Zweifel an Russlands Glaubwürdigkeit
"Der Grund für unseren Abbruch direkter Gespräche ist die Unfähigkeit Russlands, sich an seine Zusagen zu halten", sagte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Josh Earnest, am Mittwoch. Er zweifelte Russlands Glaubwürdigkeit an.
An den Verhandlungen an diesem Samstag in der Schweiz sollen auch Vertreter wichtiger Länder in der Krisenregion teilnehmen. Im Gespräch sind etwa die Türkei, der Iran und Saudi-Arabien.
Wegen der andauernden russischen Luftangriffe in der syrischen Großstadt Aleppo ist das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen zerrüttet. Am Wochenende hatten die UN-Vetomächte Russland und Frankreich gegenseitig Resolutionen im Weltsicherheitsrat blockiert.
Russlands Präsident Wladimir Putin kritisierte dies am Mittwoch, nachdem er am Vortag einen für 19. Oktober geplanten Besuch in Paris abgesagt sagte. Nun betonte Putin, die Beziehungen zu seinem Kollegen François Hollande seien gut. Den Vorwurf von Kriegsverbrechen in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo wies er zurück.
Lesen Sie hier: Anti-IS-Einsatz der Bundeswehr wird ausgeweitet
Frankreich spricht angesichts der Luftangriffe in Aleppo von mutmaßlichen Kriegsverbrechen und fordert eine Untersuchung des Weltstrafgerichts. Zuletzt wurden bei neuen Luftangriffen nahe einem Markt im Rebellengebiet Aleppos nach Angaben von Helfern mindestens 25 Menschen getötet. Zudem seien am Mittwoch mehr als 20 Menschen bei dem Bombardement im Stadtteil Al-Ferdous in der syrischen Stadt verletzt worden, teilte die Organisation der Weißhelme mit.
Die Angriffe wurden vermutlich von den Truppen von Machthaber Baschar al-Assad oder Russland ausgeführt. In einem Interview mit CNN sagte Russlands Außenminister Lawrow, dass Moskau nicht daran denke, Aleppo für die syrische Führung zu erobern. Das russische Militär sei bei seinen Einsätzen in Syrien zudem bemüht, die Zivilbevölkerung möglichst zu schonen.
Unterdessen erhielten die russischen Einheiten in Syrien neue Munition und weiteres Kriegsmaterial. Am Mittwoch passierte der Versorger "Kysyl-60" den Bosporus, wie russischen Medien berichteten. Der schwer beladene Frachter hatte 16 riesige Container auf dem Oberdeck. Schon am Dienstag hatte das Landungsschiff "Georgi Pobedonosez" die Meerenge passiert und Kurs auf den russischen Kriegshafen im syrischen Tartus genommen.