Südkoreas Übergangspräsident Han Duck Soo tritt zurück

Der 75-jährige Han dürfte sich als Präsidentschaftskandidat für die bevorstehenden Neuwahlen in Stellung bringen. Als Favorit gilt jedoch ein anderer Politiker.
von  dpa
Es wird angenommen, dass Südkoreas Übergangspräsident Han Duck Soo bei den anstehenden Neuwahlen antreten will. (Archivbild)
Es wird angenommen, dass Südkoreas Übergangspräsident Han Duck Soo bei den anstehenden Neuwahlen antreten will. (Archivbild) © Ahn Young-joon/AP Pool/dpa

Einen Monat vor der Präsidentenwahl in Südkorea ist Übergangspräsident Han Duck Soo von seinem Amt zurückgetreten. Damit übernimmt nun Finanzminister Choi Sang Mok für die kommenden Wochen die Amtsgeschäfte. 

Wie der 75-jährige Han bei einer live im Fernsehen übertragenen Rede mitteilte, möchte er in Zukunft eine "noch größere Verantwortung übernehmen". In südkoreanischen Medien wird dies als Andeutung interpretiert, dass Han Duck Soo bei den Neuwahlen am 3. Juni als Präsidentschaftskandidat antreten könnte. Han selbst hat dies noch nicht direkt bestätigt. 

Der langjährige Politiker hat in seiner Laufbahn sowohl unter konservativen als auch linksliberalen Präsidenten als Minister gedient. Zwischenzeitlich war Han Duck Soo auch als Diplomat tätig, unter anderem als Südkoreas Botschafter für die Vereinigten Staaten. Der Ökonom studierte unter anderem in Harvard. 

Yoon Suk Yeol droht eine lebenslange Haftstrafe

Unterdessen hat die südkoreanische Staatsanwaltschaft den vom Amt enthobenen Präsidenten Yoon Suk Yeol wegen Amtsmissbrauchs angeklagt. Der 64-Jährige muss sich zudem bereits wegen des Vorwurfs des Hochverrats strafrechtlich verantworten. Im Falle eines Schuldspruchs droht Yoon eine lebenslange Haftstrafe, theoretisch wäre auch die Verhängung der Todesstrafe möglich. 

Beide Vorwürfe stehen im Zusammenhang mit der Staatskrise, die Yoon Suk Yeol Anfang Dezember auslöste. Damals rief der konservative Politiker im Zuge eines Haushaltsstreits mit der Opposition überraschend das Kriegsrecht aus. Yoon begründete die radikale Maßnahme unter anderem damit, dass die linke Opposition angeblich von kommunistischen und staatsfeindlichen Kräften unterwandert sei. Beweise für diese Anschuldigungen legte Yoon Suk Yeol nicht vor. 

Laut Aussagen mehrerer Militärs hatte Yoon im Zuge seines Kriegsrechtsdekrets angeordnet, die Abgeordneten der Nationalversammlung mit Hilfe des Militärs davon abzuhalten, das Kriegsrecht per Abstimmung für ungültig zu erklären. Anfang April wurde Yoon endgültig vom Verfassungsgericht des Amtes enthoben. Die von ihm ausgelöste Staatskrise hat das Wirtschaftswachstum des Landes deutlich abgebremst und auch internationale Investoren stark verunsichert. 

Am 3. Juni werden die Südkoreanerinnen und Südkoreaner nun ein neues Staatsoberhaupt wählen. Die aktuellen Umfragen führt der linke Oppositionsführer Lee Jae Myung an, der bereits zum zweiten Mal als Präsidentschaftskandidat antritt.

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