Streit über Feminismus: Frauen gegen Frauen

Wortgefecht über Feminismus: Ein Interview der Frauenministerin Kristina Schröder und ein Contra der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer führen zu einer neuen Streit über Feminismus.
von  Abendzeitung
Frauenrechtlerin Alice Schwarzer
Frauenrechtlerin Alice Schwarzer © dpa

Wortgefecht über Feminismus: Ein Interview der Frauenministerin Kristina Schröder und ein Contra der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer führen zu einer neuen Streit über Feminismus.

BERLIN Kristina Schröder ist eine wichtige Frau, sie ist Frauenministerin. Also gab sie eine Interview über Frauen. Dafür bekommt sie jetzt Prügel – von ganz vielen anderen wichtigen Frauen.

Im „Spiegel“ hatte die 33-Jährige ihr zwiespältiges Verhältnis zu den alten Feministinnen erläutert. Sie habe einige Bücher von Alice Schwarzer gelesen, etliches sei ihr aber zu weit gegangen. „Zum Beispiel, dass der heterosexuelle Geschlechtsverkehr kaum möglich sei ohne die Unterwerfung der Frau. Sorry, das ist falsch“, sagt Schröder im Bezug auf Schwarzers Buch „Der kleine Unterschied“. Auch habe der frühe Feminismus „übersehen“, dass „Partnerschaft und Kinder Glück spenden.“ Sie fände es außerdem nicht überzeugend, dass Homosexualität die Lösung der Frauenprobleme sei. Auch sagt Schröder erneut, sie sei gegen eine Frauenquote und sprach sich gegen einen Feminismus aus, „der Jungs bewusst vernachlässigt“. Deswegen wolle sie mehr Männer in Kitas und Schulen holen.

Die erste Watschn kam von Alice Schwarzer: Schröder behaupte „hanebüchenen Unsinn“, sei „schlicht ungeeignet“ Schröder verbreite „billige Klischees“ über die folgenreichste soziale Bewegung des 20. Jahrhunderts. „Eine Bewegung, der Sie unter anderem ihre ganz persönliche Karriere zu verdanken haben“, wettert Schwarzer. „Und eine Bewegung, die Anstöße gab für eine Welt, in der die von ihnen wohlfeil im Munde geführte ,Partnerschaft’ nicht mehr länger reine Theorie sein muss. Weil nur Gleiche Partner sein können.“ Die Überzahl weiblicher Lehrerinnen und Erzieherinnen liege daran, dass Männer diese Jobs nicht machen wollten – zu schlecht bezahlt und gesellschaftlich nicht anerkannt. Es sei „unmoralisch“ zu behaupten, dass diese Frauen Jungen bewusst vernachlässigen.

Schützenhilfe bekommt Schwarzer unter anderem von Renate Künast (54). „Krude und altbacken“ seien die Thesen. „Das ist angewandter Spaltungsirrsinn, was ein anderes Wort für Schizophrenie ist.“ Grünen-Chefin Claudia Roth (55) nennt Schröder „kleingeistig“. Von ihr seien bisher „keinerlei Impulse für die Gleichstellungspolitik gekommen.“

Die SPD-Vizechefin Manuela Scheswig (36) sprach Schröder jegliches „Verständnis für die historische Bedeutung des Feminismus“ ab und erinnert Schröder daran, dass verheiratete Frauen bis zu Beginn der 70er Jahre eine schriftliche Genehmigung des Mannes brauchten, um einen Beruf auszuüben. Lange hätte sie nicht mehr so viel „Unsinn“ gelesen. „Ungleiche Bezahlung, mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie, wenig Frauen in Führungspositionen – da gäbe es einen riesigen Handlungsbedarf“, sagt Scheswig. Schröder habe aber „offenbar keine Ahnung“ von den Problemen der Frauen.

Schröder bekommt aber auch Unterstützung. „Frau Schröder hat Recht“, sagt FDP-Vize Silvana Koch-Mehrin (39). „Wir sind über den klassischen Begriff des Feminismus schon weit hinaus.“ Der heutige Feminismus zeige sich „vielmehr in dem Anspruch einer gleichberechtigten Gesellschaft, in der Mann und Frau die Chance haben, denselben Lebensweg zu gehen.“ ta

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