Steuersünder-Geldsegen: Millionen mehr in der Staatskasse
MÜNCHEN - Im Freistaat haben sich bisher 2727 Hinterzieher selbst angezeigt. Das beschert der bayerischen Staatskasse rund 300 Millionen Euro. Dabei hat der Freistaat die Daten-CD gar nicht gekauft
Unerwarteter Geldsegen für die leere bayerische Staatskasse: In die sprudelten in den letzten Wochen völlig überraschend 300 Millionen Euro. Dafür sorgten Bayerns Steuersünder, die kalte Füße bekamen nach dem Angebot von Steuerdaten-CDs. Im Freistaat haben sich beim Fiskus inzwischen 2727 Sünder selbst angezeigt. In der Staatsregierung bricht bereits Jubel aus. „Wenn es so weiter geht, müssen wir uns um den Haushalt nicht mehr sorgen.“ Jeder der Steuersünder hat dem Freistaat durchschnittlich 100000 Euro gezahlt. Bei einer Selbstanzeige gehen sie straffrei aus. Pikant: Der Großteil von ihnen hatte sein Geld bei der Deka-Luxemburg angelegt, einer Tochter der deutschen Sparkassen. „Kaum jemand hat sein Geld eigenhändig nach Luxemburg gebracht“, heißt es in bayerischen Finanzkreisen.
Dabei hat der Freistaat die Steuersünder-CD, die ihm angeboten wurde, gar nicht gekauft. Der Kontakt zum Verkäufer ist abgerissen. Er hatte sich nicht mehr gemeldet, seit der bayerische Fiskus von ihm weitere Proben forderte. Zuvor hatte der Anbieter noch ein Zeugenschutzprogramm für sich und seine Familie gefordert. Im Finanzministerium zweifelt man an der Seriosität des Angebots.
Das aber lässt die sprudelnden Steuernachzahlungen nicht versiegen. „Jeden Tag kommen neue Steuersünder, die gestehen“, heißt es.
Bayern liegt damit aber nicht an der Spitze, sondern erst an dritter Stelle. Die meisten Steuersünder haben sich laut „Stern“ in Baden-Württemberg gemeldet. Dort gibt es bisher 4352 Selbstanzeigen. In Nordrhein-Westfalen gingen 3186 Steuerhinterzieher freiwillig zum Finanzamt. An vierter Stelle liegt Hessen (2100), gefolgt von Rheinland-Pfalz (1199).
Danach kommen Niedersachsen (768 Anzeigen), Berlin (541), Hamburg (390), Schleswig-Holstein (375) und das Saarland (150). Die wenigsten Anzeigen sind in Bremen (55) und den ostdeutschen Bundesländern eingegangen. In Sachsen waren es demnach 59, in Brandenburg 55, in Thüringen 37 und in Sachsen-Anhalt 14. Schlusslicht ist mit zwölf Selbstanzeigen Mecklenburg-Vorpommern.
Offensichtlich wurden in den übrigen Ländern auch weniger hinterzogen. Im Bundesdurchschnitt werden etwa 60000 Euro pro Steuersünder zurückgezahlt. Die Anzeigenwelle dürfte dem Fiskus rund eine Milliarden in die Kasse spülen. bö
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