Startschuss für die umstrittene Röhre

Der Bau der Ostsee-Pipeline beginnt – ab 2011 soll sie russisches Gas nach Deutschland liefern. Die Betreiber versprechen Versorgungssicherheit, von Umweltschützern und Anrainern hagelt es Kritik
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„Viel Glück!“: Der russische Präsident Dmitri Medwedew signiert die Ostsee-Pipeline, die ab 2011 Gas nach Deutschland liefern soll.
dpa „Viel Glück!“: Der russische Präsident Dmitri Medwedew signiert die Ostsee-Pipeline, die ab 2011 Gas nach Deutschland liefern soll.

MOSKAU - Der Bau der Ostsee-Pipeline beginnt – ab 2011 soll sie russisches Gas nach Deutschland liefern. Die Betreiber versprechen Versorgungssicherheit, von Umweltschützern und Anrainern hagelt es Kritik

Startschuss für ein Milliardenprojekt: Am Freitag hat der Bau der Ostsee-Pipeline offiziell begonnen. Doch was bringt die Röhre – und steigen am Ende noch die Gaspreise? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Ostsee-Pipeline – was ist das überhaupt?

Die Ostsee-Pipeline ist eine Gasleitung, die Erdgas von Russland nach Deutschland (und von da aus weiter in andere EU-Länder) liefern soll. Der erste Leitungsstrang geht im Herbst 2011 in Betrieb, 2012 folgt die zweite Leitung.

Was bringt die Ostsee-Pipeline?

Deutschland und die EU hoffen auf eine gesicherte Gasversorgung in den kommenden Jahrzehnten. Dank der Röhre sollen Energiekrisen wie im Januar 2009 Geschichte sein – damals saßen in Europa viele Menschen im Kalten, weil Moskau im Streit um Lieferpreise mit der Ukraine den Gashahn zugedreht hatte.

Wer hat den Bau beschlossen?

Die Ostsee-Pipeline ist das Vermächtnis von Alt-Kanzler Gerhard Schröder und dem ehemaligen russischen Präsidenten Wladimir Putin. Gemeinsam boxten sie das 2005 beschlossene Vorhaben durch – gegen den Widerstand der Kritiker (siehe unten).

Wer stört sich daran?

Die Nachbarn Russlands befürchten, dass Moskau seine Machtposition im Ostseeraum ausbaut und zum Schutz der Leitung mehr Truppen stationiert. An der geplanten Röhre stören sich auch Umweltschützer: „Durch die Baggerarbeiten wird Phosphat im Boden freigesetzt und die Ostsee überdüngt“, sagt Jochen Lamp, Ostsee-Experte bei der Naturschutzorganisation WWF, zur AZ. „Daran sterben viele Meeresbewohner.“ Ein weiterer Kritikpunkt: Die Röhre führt auch durch das Meeresschutzgebiet Greifswalder Bodden.

Der Bau kostet 7,4 Milliarden Euro – wird das Gas deshalb bald teurer? Nein, sagt EU-Energiekommissar Günter Oettinger: Die Pipeline sei gut kalkuliert, der Gaspreis werde vielmehr von der Konjunktur und den Märkten abhängig sein. Eine Einschätzung, die auch Klaus Matthies teilt: „Die Auswirkungen sind eher begrenzt“, sagt der Rohstoffexperte vom HWWI-Institut zur AZ. „Denkbar ist sogar, dass der Gaspreis billiger wird, weil die Transitkosten durch die Ukraine wegfallen.“

Kasanobu Serdarov

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