Söder-Plan: Beamte sollen Landluft schnuppern

Heimatminister Söder möchte Staatsdiener aus München abziehen und in strukturschwachen Regionen ansiedeln. Bis zum Sommer soll die genaue Liste stehen.
Angela Böhm |
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Heimatminister Söder möchte Staatsdiener aus München abziehen und in strukturschwachen Regionen ansiedeln. Bis zum Sommer soll die genaue Liste stehen, welche Behörden umziehen

München - Die Staatsbeamten in der bayerischen Landeshauptstadt können schon mal ihre Umzugskisten packen. Finanz- und Heimatminister Markus Söder will ihnen eine neue Heimat geben, sie aus München abziehen und über ganz Bayern verteilen. Die groß angelegte Verlagerung der Behörden ist sein neuer „Heimatplan“. „Das größte Projekt seit 30 Jahren“, sagt Söder.

Schon bis zur Sommerpause will er die Auswahl treffen, welche Ämter und Abteilungen von der Verlagerung betroffen sein werden. Derzeit sind in München 30677 Staatsdiener tätig. Wie viele umziehen werden, darüber schweigt Söder noch. Auch über die entstehenden Kosten will er derzeit nichts sagen.

Diese Ankündigung dürfte in vielen Amtsstuben für Angst und Schrecken sorgen. Söder sieht das anders: „Wir haben mehr Versetzungsgesuche aus München weg, wegen der teuren Mieten und Lebenshaltungskosten, als nach München.“ 286 Beamte wollen im Bereich des Finanzministeriums derzeit freiwillig weg aus der Isarmetropole.

Lesen Sie dazu: Söder - Beamte in München sollen umziehen!

Auch habe die Zahl der Beamten in München seit 2006 trotz Wegzugs einiger Behörden um 6,8 Prozent zugenommen. Dabei handle es sich vor allem um Polizisten und Lehrer, so der Heimatminister.

Eine Liste hat sich Söder schon geben lassen mit allen möglichen Bereichen, die für einen Umzug aufs Land in Frage kommen könnten.

„Die werde ich mir über Ostern anschauen“, erklärt er. Gleichzeitig forderte er die Ministerien auf, Vorschläge zu machen, um die dann mit seiner Liste abzugleichen. Dabei geht es nicht nur um komplette Behörden, auch einzelne Abteilungen von Ministerien sollen München verlassen. Der Finanzminister selbst hat sein „Heimatministerium“ in seiner eigenen Heimat Nürnberg eingerichtet.

„Wenn wir das nicht tun, haben wir keine Chance mit dem ländlichen Raum“, warnt Söder. „Es muss ja nicht jede Behörde in München sein.“

Reaktionen auf Söders Vorschlag: Solidarität mit den Behörden-Mitarbeitern

Mit blumigen Worten versucht er, seinen „Heimatplan“ anzupreisen: Keiner soll gezwungen werden, den Staatsdienern garantiert er einen „sensiblen, behutsamen Prozess“. Und der Großstadt München eine „Entschleunigung“ des Ballungsraums.

Beschleunigen dagegen will er mit seinem Marathon-Umzug, der fünf bis sieben Jahre dauern soll, die strukturschwachen Gegenden in Nord- und Ostbayern. Sie umfassen ein Drittel des Freistaats mit rund einem Fünftel der Einwohner. Zu ihnen gehören die Regionen von Schweinfurt über Hof, Wunsiedel und Weiden bis Simbach am Inn. Dort hat die Bevölkerung seit 2000 um 4,9 Prozent abgenommen, während sie im Rest Bayerns wächst.

„Dann muss niemand mehr, um Karriere zu machen, nach München ziehen“, preist Söder seine Pläne.

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Ein bisschen Häme kann er sich dabei nicht ganz verbeißen: „Viele Ministeriale wohnen jetzt ja auch am Chiemsee, Schliersee oder Tegernsee und fahren jeden Tag nach München. Manche auch am Starnberger See.“

Ins schöne Oberbayern will der Nürnberger die Staatsdiener natürlich nicht verpflanzen, sondern näher an seinen eigenen Heimatort. So zogen Teile des Landesamts für Statistik bereits nach Schweinfurt und Fürth in die ehemalige Quelle-Hauptverwaltung. Das Versandhaus hatte 2009 Insolvenz angemeldet. Fürth ist mit Nürnberg zusammengewachsen. 39 Millionen Euro hatte der Freistaat in diese Behördenverlagerung investiert.

Und noch eine Idee hat Söder, um den Münchner Staatsbeamten das Landleben im weiß-blauen Norden und Osten schmackhaft zu machen: Mit einer großen Marketing-Aktion will er die Schattenseiten des Freistaats aufhübschen und attraktiv erscheinen lassen. Söder: „Wir brauchen mehr Grundoptimismus.

 

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