Söder, der große Türken-Freund

Bayerns Finanzminister schlägt – für die CSU – neue Wege beim beim Thema Islam ein. „Er sieht sich als Freund der Türkei“, bestätigt sein Sprecher
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München - Manche glaubten, sich verhört zu haben, als Bayerns Finanzminister Markus Söder kürzlich auf einem türkischen Kulturfest ganz ungewohnte Töne anschlug: „Der Islam ist ein Bestandteil Bayerns.“ Ausrutscher war das keiner. Sondern wohlkalkuliert. Söder gibt sich jetzt als der ganz große Türkenfreund. „Er sieht sich als Freund der Türkei“, bestätigt sein Sprecher.

Schon 2009 habe er als erster CSU-Politiker in seinem Bezirksverband einen Arbeitskreis Integration gegründet und einen türkischstämmigen Nürnberger auf die Stadtratsliste der CSU gebracht, lässt der Minister übermitteln. Denn er selbst befindet sich mit seiner Familie, wie auch die Jahre davor, im Türkei-Urlaub.

Seinen Chef Horst Seehofer wird das daheim nicht besonders amüsieren. Beim Aschermittwoch in Passau brachte der die Menge in Stimmung, wenn er gegen Ausländer wettert. Vor einem Jahr tönte er dort, er werde die Integrations-Pflicht in die bayerische Verfassung schreiben. Notfalls mit Hilfe der Bürger. Inzwischen hat die CSU-Seehofers Plan still und leise beerdigt.

Dabei hatten die Schwarzen aufgeheult, als Ex-Bundespräsident Christian Wulff erklärte, der Islam gehöre zu Deutschland. Man könne doch die geschichtliche und kulturelle Entwicklung der Bundesrepublik nicht im Ernst infrage stellen, tönte Seehofer dagegen. Die sei „ganz eindeutig christlich“ geprägt. „Multikulti ist tot“, polterte er. Und sein Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich unterstützte ihn brav: „Dass der Islam zu Deutschland gehöre, ist eine Tatsache, die sich durch nichts belegen lässt.“

In Bayern nun aber offensichtlich doch, durch Seehofers Kronprinz Markus Söder. Er orientiere sich an der Realität, ließ er gestern verbreiten. Und die sei, dass es starke türkische Gemeinden gebe in Nürnberg und München. Dass viele junge Türken hier geboren und damit auch Teil des Lebens in Bayern seien. Deshalb pflege Söder auch enge Kontakte zu türkischen Vereinen und zur Wirtschaft.
Damit ist er sich mit Bundespräsident Joachim Gauck einig. Der legte es gestern auf Nuancen an: Er teile die Auffassung Wulffs nicht, wonach der Islam zu Deutschland gehört. Wirklichkeit aber sei, so Gauck, „dass in diesem Lande viele Muslime leben”. Der Bundespräsident betonte: „Ich hätte einfach gesagt, die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland.“

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