So leben Familien in Deutschland
Der Familien-Report 2012 ist da: Was wichtig ist, was fehlt und wer wie zusammenlebt
BERLIN Trauschein oder nicht? Patchwork oder Alleinerziehend? Warum kriegen diejenigen keine Kinder, die welche haben wollen? Wie wandelt sich das Bild, was Familie ist? Mit all diesen Fragen beschäftigt sich der Familienreport 2012, der gestern von der zuständigen Ministerin Kristina Schröder vorgestellt wurde.
Glück daheim. Noch nie haben so viele junge Erwachsene bis 30 den Satz bejaht „Man braucht eine Familie, um glücklich zu sein“ – mit dem Alter nimmt die Zustimmung dazu allerdings ab. Insgesamt sagen 78 Prozent der Bundesbürger dazu Ja. Auffallend ist auch: Die Deutschen sind mit ihrem Familienleben deutlich zufriedener (7,6 Punkte auf einer Skala bis 10) als mit ihrem Leben generell (6,9).
Die Währung Zeit. Sie wird immer wichtiger: Drei Viertel der Eltern hätten gern mehr Zeit für die Familie. Außerdem mehr Zeit für sich, für die Freunde und für Schlaf.
Was ist Familie? Das Bild davon wandelt sich. Ein unverheiratetes Paar mit Kindern sehen heute 71 Prozent als „Familie“, im Report 2002 sagten das 53 Prozent. Bei Alleinerziehenden mit Kindern bejahen 58 Prozent diesen Begriff (40 Prozent). Homosexuelle mit Kindern betrachten heute 42 Prozent als „Familie“ (damals nicht abgefragt).
Noch dominiert die Ehe. Insgesamt gibt es 8,1 Millionen Familien (Lebensgemeinschaften mit Kindern), davon 29 Prozent Migranten. Die Ehe ist mit 71 Prozent die häufigste Form (aber minus 30 Prozent seit 1996). Dahinter kommen die Alleinerziehenden (20 Prozent), dann nichteheliche Paare (neun Prozent).
Akademikerinnen kriegen mehr Kinder
Patchwork: In elf Prozent der Familien leben Kinder, die aus früheren Beziehungen eines der Partner stammen. Es gibt mehr Stiefväter als Stiefmütter. Und: Frauen in Patchworkfamilien sind häufiger berufstätig als andere Mütter. Kinder in solchen Familien antworten auf die Frage nach ihrer Zufriedenheit mit genau so guten Werten wie die bei zwei leiblichen Eltern – wenn es die erste neue Konstellation ist. Wird nochmal oder öfters gewechselt, gehen die Werte runter. Der wichtigste Faktor für das Befinden der Kinder ist, wie viel Zeit die Erwachsenen mit ihnen verbringen, und nicht, ob es die biologischen Eltern sind.
Geburten: Sie sind im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent gesunken. Ein Drittel der Kinder wird außerhalb der Ehe geboren, Deutschland ist eines der traditionellsten Länder in der EU. In Frankreich etwa ist die Mehrheit der Kinder unehelich. Und: Bei den Akademikerinnen steigt die Kinderzahl an, bei Nicht-Akademikerinnen nimmt sie ab.
Unerfüllter Kinderwunsch. Zwei Drittel der Kinderlosen unter 50 hätten gerne Nachwuchs. Auf die Frage, woran es scheitert, lautet die Rangliste der Gründe: keinen oder nicht den richtigen Partner, noch zu jung, Angst um eigene Freiräume und unsichere persönliche Situation. Der Grund „finanzielle Belastung“, bisher auf einem Spitzenplatz, wird deutlich seltener genannt.
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