Sexuelle Orientierung: So bunt ist Deutschland
Bislang wusste niemand so genau, wie viele Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle es wirklich gibt. Weder in Europa noch in Deutschland. Grund: Die Sexualität war und ist teilweise noch immer ein Tabuthema. Verlässliche Zahlen waren daher schwer zu eruieren. Das Berliner Meinungsforschungsinstitut Dalia Research bringt nun etwas Licht ins Dunkel der Sexualität.
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Die Meinungsforscher haben für ihre repräsentative Studie im August dieses Jahres fast 12 000 Personen in neun europäischen Ländern befragt. Das Ergebnis: Es sind viel mehr Menschen homo-, bi- oder transsexuell als gedacht.
Die Details der Studie:
Die Sexualität der Deutschen
7,4 Prozent der Bundesbürger bezeichnen sich laut Dalia-Umfrage als schwul, lesbisch, bisexuell oder transgender (englische Abkürzung: LGBT). Getrennt nach Geschlechtern ergibt sich dabei ein deutlicher Unterschied: So sehen sich in Deutschland mehr Frauen (8,4 Prozent) als Männer (6,4 Prozent) als LGBT. Darüber hinaus sind 3,1 Prozent der befragten Männer schwul, 3,5 Prozent der befragten Frauen lesbisch. Der Rest bezeichnet sich als bi-, trans- oder auch asexuell.
Die Aufteilung nach Alter
Bei den Jüngeren ist der Anteil der Homo-, Bi- oder Transsexuellen deutlich höher als bei den Älteren. So definieren sich laut Umfrage 11,2 Prozent der 15- bis 29-Jährigen als LGBT. Bei den 30- bis 49-Jährigen hingegen sind es nur 5,7 Prozent. Bei den über 50-Jährigen sinkt der LGBT-Anteil kontinuierlich weiter.
Der Vergleich zum Jahr 2000
Vor 16 Jahren kam eine Emnid-Umfrage für Deutschland noch zu deutlich niedrigeren Zahlen. Das Ergebnis damals: 1,3 Prozent der Männer bezeichneten sich als schwul, 0,6 Prozent der Frauen als lesbisch. Zu bi- und transsexuellen Personen gab es keine Angaben.
Der Länder-Vergleich
Mit seinen 7,4 Prozent hat Deutschland den höchsten Anteil an LGBT-Personen an der Gesamtbevölkerung und ist damit das bunteste unter den neun untersuchten europäischen Ländern. Dahinter folgen Spanien (6,9 Prozent), Großbritannien (6,5), Niederlande (6,4), Österreich (6,2), Frankreich (5,4), Polen (4,9) und Italien (4,8). Ungarn (1,5) liegt mit deutlichem Abstand auf dem letzten Platz. EU-weit ergibt sich damit ein LGBT-Anteil von 5,9 Prozent. Auffallend ist dabei: In den drei Ländern mit den niedrigsten angegebenen Werten sind konservativ-nationale Regierungen an der Macht. Tobias Wolf
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