Sex-Partys und mehr: Silvios Bunga-Welt
Immer neue Details setzen dem italienischen Regierungschef zu. Jetzt ist noch eine 17-Jährige aufgetaucht, die auf seinen Sex-Partys gewesen sein soll. Doch Berlusconi schlägt zurück.
ROM/MAILAND Sofern sich die Lage im Fall Berlusconi überhaupt noch zuspitzen konnte – nun ist es soweit. Der durch zahlreiche Sex- und andere Skandale bedrängte italienische Ministerpräsident ruft jetzt seine Anhänger auf die Straßen. Die sollen am 13. Februar bei einer Großdemo in Mailand denjenigen Richtern und Staatsanwälten die Meinung sagen, durch die er sich aus dem Amt gedrängt sieht. Ein Regierungschef, der die Straße gegen die Justiz zu Hilfe ruft: Das ist ein einmaliger Vorgang in der europäischen Demokratiegeschichte.
Doch die Ermittler schlagen schon zurück: Bereits in der kommenden Woche wollen sie einen Prozess gegen den 74-Jährigen einleiten. Die zentralen Vorwürfe stehen fest: Amtsmissbrauch und vor allem Prostitution mit Minderjährigen. Die ist in Italien strafbar.
Schon seit Monaten tauchen immer neue Damen auf, die dem alternden Lüstling zu Diensten gewesen sein sollen. Richtig zugespitzt hat sich die Lage, seitdem auch Frauen unter 18 Jahren auf Sexpartys in Silvio Berlusconis Villa Arcore bei Mailand gesichtet worden sein sollen.
Zuerst war es nur „Ruby“, eine damals minderjährige Marokkanerin, mit der sich Berlusconi gegen Geld vergnügt haben soll. Jetzt tauchte noch eine in den Unterlagen der Staatsanwaltschaft auf: Iris Berardi, eine brasilianische Tänzerin. Auch sie soll erst 17 gewesen sein, als sie bei Berlusconis „Bunga-Bunga“-Partys zum ersten Mal auftauchte. Wie schon in anderen Fällen kam die Polizei auch Iris Berardi durch abgehörte Telefonate auf die Spur.
Nun ist die Frage, ob dem Parlament in Rom die Ermittlungsergebnisse für ein Strafverfahren genügen. Bei der Strafrechtskommission des Abgeordnetenhauses waren die Ermittler zunächst abgeblitzt. Jetzt kommt das Thema in die Vollversammlung des Parlaments.
Dort dürften süffige Debatten garantiert sein, weil immer mehr pikante Details bekannt werden. Nach den Abendessen hätten sich die Frauen ausgezogen und Berlusconi habe sie am Busen und zwischen den Beinen berührt. Auch die Frauen hätten Berlusconi im Intimbereich gestreichelt.
Berlusconi selbst bleibt bei seiner Verteidigungslinie: Er sieht sich aus politischen Gründen von der Justiz verfolgt und dementiert, je für Sex bezahlt zu haben. Von Sex-Parties könne keine Rede sein, stattdessen habe es lediglich unterhaltsame Abendessen mit Filmvorführungen oder Karaoke im Beiprogramm gegeben.
Die Staatsanwälte glauben dagegen, beweisen zu können, dass Berlusconi für die Liebesdienste bezahlt hat. Deswegen hat sich mittlerweile auch die Kirche von ihm distanziert, ebenso wie die Industrie und viele Medien.
mue
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