Serbien erhält neue Regierung
Rund sechs Wochen nach der Abstimmung in Serbien wollen die Sozialisten einer Koalition mit den Parteien der Pro-Europäer zustimmen. Das kündigte Parteichef Dasic an.
Der Weg ist frei für eine Regierungskoalition der beiden seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten bitter verfeindeten politischen Lager in Serbien. Da es schon weitgehende Absprachen geben soll, dürfte die formelle Regierungsbildung unter Führung von Staatschef Boris Tadic eine Frage von wenigen Tagen sein, berichteten die Medien des Landes übereinstimmend.
Schon an diesem Dienstag soll das Parlament zusammenkommen, um einen Präsidenten zu wählen. Dieser werde von der SPS gestellt, kündigte Sozialistenchef Ivica Dacic an. Nach unbestätigten Medienberichten soll Dacic Vizeregierungschef und Innenminister werden. Die DS-Partei werde den Ministerpräsidenten stellen, sagte Dacic, ohne einen Namen zu nennen.
Sozialisten und Pro-Europäer waren verfeindet
Die sozialistische Regimepartei SPS hatte unter dem fast diktatorisch regierenden Parteigründer Milosevic die DS-Partei des 2003 ermordeten Regierungschef Zoran Dindic bekämpft. Dabei wurde nicht nur auf die Polizei und die Armee samt Panzern, sondern auch auf politische Morde und eine willfährige Justiz zurückgegriffen. Djindjic hatte im Oktober 2000 einen Volksaufstand angeführt, mit dem Milosevic entmachtet wurde. Im folgenden Jahr hatte er Milosevic an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ausliefern lassen, wo er später an einem Herzinfarkt gestorben war. Tadic hatte als Nachfolger von Djindjic die Partei von allen Widersachern gesäubert und die DS vollständig auf sich ausgerichtet. Vor zwei Wochen hatte er eine «nationale Versöhnung» zwischen den traditionellen politischen Gegnern angeregt. Beide Parteien hätten ganz ähnliche Programme und sollten jetzt die Vergangenheit vergessen, hatte Tadic verlangt. Gleichzeitig hatte er die beiden früheren politischen Feinde Djindjic und Milosevic gleichgesetzt. (dpa)
- Themen:
- Polizei