Seehofers Pleite bei Europawahl: Die Verwandlung
Nach dem Flop lässt ihm die CSU nichts mehr durchgehen: Angela Böhm, Landtagskorrespondentin der AZ, über die Folgen der CSU-Niederlage bei der Europwahl.
Horst Seehofer, der Obertaktierer, der nie um einen Schachzug und eine Ausrede verlegen war, ist ratlos. Als Retter der CSU wollte er in die Geschichte eingehen. Nun steht er da, als der Parteivorsitzende, der das glücklose Duo Beckstein/Huber noch unterboten hat: Mit dem schlechtesten Ergebnis seit 60 Jahren. Die CSU als 40-Prozent-Partei!
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Wie ein Diktator hat er seine Partei geführt. Mit Hohn und Spott überschüttete er nicht nur die politischen Gegner, sondern auch die eigenen Leute. Ihnen verpasste er das Gefühl, im Vergleich zu ihm Deppen zu sein. Widerspruch duldete er nicht. Wer Kritik übte, bekam einen Anruf des Chefs und wurde zurechtgestutzt. Längst hatte sich Seehofer über seine Partei gestellt und sich nur noch in einer „Koalition mit den Bürgerinnen und Bürgern“ gesehen. Da haben jetzt viele Parteifreunde eine Rechnungen mit ihm offen.
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Zusammengehalten haben die CSU nur noch die Wahlen. Dem Erfolg ordneten die Christsozialen alles unter - und ertrugen Seehofers unchristlichen Umgang. Damit ist’s nun vorbei. Von dieser Niederlage wird er sich nicht mehr erholen.
Nun kann sich Seehofer in Demut üben, so wie damals Edmund Stoiber nach seiner Flucht aus Berlin. Die CSU wird ihm nichts mehr durchgehen lassen. Erst 2017 steht die nächste Bundestagswahl an. Zur Landtagswahl 2018 wollte er seine Nachfolge regeln und sich dann verabschieden. Bis dahin durchzuhalten – das wird für Seehofer nun zu seiner schwierigsten Mission.