Schwere Vorwürfe der Gaza-Flotten-Aktivisten gegen Israel

Die Organisatoren der von Israel gestoppten Gaza-Flotte werfen den Behörden des jüdischen Staates schwere Verstöße gegen Menschenrechte vor. Mehrere der festgenommenen Aktivisten seien körperlich und psychisch misshandelt, gedemütigt und in ihren grundlegenden Rechten verletzt worden, versicherte die Anwältin der "Global Sumud Flotilla", Lubna Tuma.
Männer und Frauen hätten erzählt, sie seien mit auf dem Rücken gefesselten Händen stundenlang, teils unter sengender Sonne, festgehalten worden, sagte Tuma auf einer auf Instagram übertragenen Pressekonferenz. Einige seien gezwungen worden, auf den Knien zu verharren, seien beleidigt und erniedrigt worden. Frauen seien besonders das Ziel verbaler Demütigungen gewesen. Eine Aktivistin habe berichtet, sie sei gegen den Kopf getreten worden.
Das israelische Außenministerium hatte bereits erste entsprechende Vorwürfe als "dreiste Lügen" zurückgewiesen. Alle Rechte der propalästinensischen Inhaftierten seien "vollständig gewahrt" worden, hieß es in Jerusalem.
Rund 40 Aktivisten im Hungerstreik
Die israelische Marine hatte am Freitag das letzte der insgesamt 42 Boote der Flottille abgefangen. Mehr als 400 Menschen aus Dutzenden Ländern wurden in Gewahrsam genommen, darunter Prominente wie die schwedische Aktivistin Greta Thunberg und Barcelonas frühere Bürgermeisterin Ada Colau.
Seit Freitag hat Israel zahlreiche Beteiligte abgeschoben. Etwa 150 Personen befänden sich aber den Erkenntnissen zufolge weiterhin in Haft, rund 40 davon im Hungerstreik, sagte Tuma. Einige lehnten sogar Wasser ab, um gegen die Verweigerung medizinischer Versorgung zu protestieren. "Viele von ihnen haben bis zu diesem Moment immer noch keinen rechtlichen Beistand", beklagte die Juristin und Menschenrechtsexpertin des Adalah Legal Centre.
Mehrere der 21 am Sonntag in Madrid eingetroffenen spanischen Aktivisten berichteten ebenfalls von Misshandlungen und Erniedrigungen während der Haft. Ex-Bürgermeisterin Colau sagte, man sei angeschrien und beleidigt worden und habe weder Trinkwasser noch Nahrung erhalten. Nachts sei absichtlich die Klimaanlage eingeschaltet worden, um Schlaf zu verhindern.
Angebliche Unregelmäßigkeiten bei der Abschiebung
Der Aktivist Rafael Borrego sagte, man sei "geschlagen, über den Boden gezerrt, gefesselt und in Käfige gesperrt" worden. Medizinische Hilfe sei verweigert worden - selbst einer Gefangenen, die dringend Insulin benötigte. Zudem sei der Kontakt zu Anwälten, Familien und Konsularbeamten untersagt worden. Der Journalist Néstor Prieto berichtete ebenfalls von verweigerter medizinischer Versorgung. "Sie sagten, sie hätten keine Ärzte für Tiere."
Prieto sprach auch von Unregelmäßigkeiten bei der Abschiebung: "Vor unseren Augen wurden in unserem Namen Dokumente unterschrieben, in denen stand, dass wir illegal nach Israel eingereist seien." Zum Vorwurf der "illegalen Einreise" betonte Anwältin Tuma erneut, dieser sei unhaltbar. Die Festgenommenen seien in internationalen Gewässern aufgegriffen worden.
Die Teilnehmer der Flotte wollten nach eigenen Angaben Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen. Israel hatte angeboten, die Hilfslieferungen über Häfen außerhalb des Gazastreifens an Land und von dort aus in das palästinensische Küstengebiet zu transportieren. Die Aktivisten lehnten das mit der Begründung ab, Israels Blockade des Gazastreifens sei völkerrechtswidrig.