Schwarzes Farbenspiel
Seehofer war schon alles: schwarz, rot und jetzt grün. Die Landtagskorrespondentin der AZ, Angela Böhm, über das CSU-Treffen in Andechs.
Früher war die Welt noch einfach. Da waren die Rollen klar verteilt. Die Grünen galten als Spontipartei. Auf die Schwarzen, die Konservativen, dagegen, konnte man sich verlassen. Nun ist irgendwie alles anders: Die wahre Spontipartei sind in Wirklichkeit die Christsozialen.
Ihr Vorsitzender demonstriert, dass man auch in der CSU freie Liebe praktiziert und über Nacht vom Verteidiger der Atomkraft zum Kämpfer gegen die Kernenergie mutiert. Verlassen dagegen kann man sich auf die Grünen: Die haben die Atomkraft schon immer verteufelt – und hatten damit Recht.
Genauso schwierig ist es inzwischen auch mit den Parteivorsitzenden. Früher war der CSU-Chef ganz klar ein Schwarzer. Jetzt ist er mal schwarz, mal rot, mal grün. Horst Seehofer war schon alles: Er gab den Herz-Jesu-Sozialisten, der wie Robin Hood für die kleinen Leute kämpfte. Nun ist er in ein grünes Mäntelchen geschlüpft. In der Tierwelt nennt man so ein Wesen Chamäleon. Das tarnt sich mit seinen Farbwechseln vor Feinden.
Und die gibt es unter den Wählern für die CSU derzeit genügend. Der Name Chamäleon kommt übrigens aus dem Griechischen – auch wenn die CSU die Griechen gerade nicht so gerne mag wegen ihrer Pleite – und heißt übersetzt: „Erdlöwe“.
Damit wären wir wieder beim Löwen. Dem bayerischen. Der soll jetzt die neue Farbenlehre brüllen: Weiß und Blau und Grün ist Schwarz. Um Seehofer das zu glauben, muss man aber farbenblind sein.
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