Schuld am eigenen Tod?

Lech Kaczynski stirbt beim Flugzeugabsturz – hat Polens Staatschef den Piloten trotz schlechter Sicht zur Landung gezwungen?
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Das Flugzeugwrack, in dem unter anderem Lech Kaczynski starb
dpa Das Flugzeugwrack, in dem unter anderem Lech Kaczynski starb

Lech Kaczynski stirbt beim Flugzeugabsturz – hat Polens Staatschef den Piloten trotz schlechter Sicht zur Landung gezwungen?

Er wollte an einer Gedenkfeier teilnehmen – und fand bei der Anreise den Tod: Der polnische Präsident Lech Kaczynski († 60) starb am Samstag bei einem Flugzeugabsturz. Jetzt wird spekuliert: Ist er vielleicht selbst schuld an dem Unglück?

Drei Mal hat der Pilot den Landeversuch abgebrochen, bevor die Maschine in den Wald stürzte. Internet-Blogs berichten, Kaczynski habe den Piloten trotz Nebels zur Landung gezwungen: „Der polnische Präsident kann landen, wo immer er will“, soll er gesagt haben.

Kaczynski war dafür bekannt, gegenüber Untergebenen extrem autoritär aufzutreten. Und es wäre nicht das erste Mal, dass er einen Piloten unter Stress gesetzt hätte: 2008 hatte sich ein Pilot geweigert, in der georgischen Hauptstadt Tiflis zu landen und hatte wegen akuter politischer Gefahrenlage ein Nachbarland angesteuert. Der Präsident musste mit einem Auto nach Tiflis chauffiert werden. Er warf dem Piloten Befehlsverweigerung vor.

Auch diesmal wollte Kaczynski unbedingt pünktlich an seinem Ziel ankommen. Er sollte an einer Gedenkfeier in Katyn teilnehmen, bei der an das Massaker von Russen an Tausenden Polen erinnert wurde. Die Feier sollte um zehn Uhr vormittags beginnen – der Grund für ein waghalsiges Manöver des Piloten?

Bis der Flugschreiber ausgewertet wird, ist alles Spekulation. Zusammen mit Kaczynski verunglückte auch ein großer Teil der politischen, militärischen und wirtschaftlichen Elite Polens: Auf dem Unglücksflug waren 96 Menschen, unter anderem seine Ehefrau, Politiker, Militärs und Priester. Keiner überlebte den Horror-Flug.

Die AZ dokumentiert das Unglück:

7.23 Uhr Die Präsidentenmaschine hebt in Warschau ab: Kaczynski und seine Begleiter sind auf dem Weg in das russische Katyn. In dem Ort starben bei einem sowjetischen Massaker im Zweiten Weltkrieg rund 22000 Polen. Das Ziel der Delegation ist das westrussische Smolensk.

8.20 Uhr Knapp eine Stunde nach Abflug beginnt der Pilot der Tupolev den ersten Landeversuch. Das Problem: Über dem Flughafen von Smolensk hängt dichter Nebel. Kurz zuvor drehte bereits eine russische Maschine um – der Pilot traute sich trotz seiner langjährigen Erfahrung nicht, bei dem dichten Nebel zu landen. Ein Fluglotse funkt der Präsidentenmaschine den dringenden Ratschlag, lieber in Minsk oder Moskau zu landen.

8.50 Uhr Drei Mal bricht der Pilot den Landeversuch ab. Beim vierten Anflug passiert die Katastrophe: Die Maschine streift die Bäume, die Tupolev kracht in den Wald.

10.17 Uhr Die Nachrichtenagenturen melden, dass alle Insassen des Unglücksflugs ums Leben kamen. Unter den 96 Toten sind neben Kaczynskis Ehefrau Maria († 66) hochrangige Vertreter des Landes: der ehemalige Exilpräsident Ryszard Kaczorowski († 90), der Armeechef Franciszek Gagor († 58), der Präsident der Nationalbank, Slawomir Skrzypek († 46) und Tadeusz Ploski († 54), der Militärbischof der polnischen Streitkräfte.

16.33 Uhr Die Rettungskräfte finden die Leiche von Lech Kaczynski. kasa

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