Scholz in Kiew und Moskau: Kompromisslinien ausloten
Es war kein leichter Besuch für den Bundeskanzler am Montag in Kiew, und der am Dienstag in Moskau wird es noch viel weniger. Glaubt man US-Geheimdiensten, kommt Olaf Scholz am Vortag eines Krieges in den Kreml. Der deutsche Regierungschef lässt sich trotzdem nicht in die Karten schauen, ob er ein Gastgeschenk für den russischen Präsidenten haben wird: Kann er Wladimir Putin etwas anbieten, was den so besänftigt, dass er die Truppen zurückzieht?
Es ist jüngst sichtbar geworden, wo eine Kompromisslinie verlaufen könnte. Die Reaktionen des Kreml auf Überlegungen des ukrainischen Botschafters in London, sein Land könne auf eine Mitgliedschaft in der Nato verzichten, sind positiv ausgefallen. Sie wurden von ihm selbst zwar später als Missverständnis bezeichnet, sollten jedoch nicht vom Tisch gewischt werden. Ein Nato-Beitritt kommt in den kommenden Jahren ohnehin nicht infrage. Ein Verzicht oder ein Moratorium könnten einen wesentlichen Beitrag leisten, einen Krieg zu verhindern. Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das zumindest nicht ausgeschlossen. Ein Funke Hoffnung in düsteren Zeiten.