Schlimmste Krawalle seit Jahren
HAMBURG - Es waren die schlimmsten Mai-Krawalle in Hamburg seit vielen Jahren – erst in der Nacht auf Freitag sind sie richtig eskaliert. „Es hätte Tote gegeben können“, sagt die Polizei. Die üblichen Krawalle habe es auch in Berlin.
Neonazis enterten einen Regionalzug von Pinneberg nach Hamburg und brachten zwei Waggons sowie die Lautsprecheranlage unter Kontrolle. Sie verweigerten anderen Fahrgästen den Zutritt: „Das ist eine geschlossene Gesellschaft.“ Über die Zuglautsprecher tönten sie: „Ab heute transportiert die Deutsche Bahn Ausländer und Deutsche getrennt. Für Ausländer stehen Güterwagen zur Verfügung.“ Dies gelte nicht für „skandinavische und sterilisierte Ausländer“. Laut Zeugen sahen Polizisten tatenlos zu. Die Polizei widersprach: Der Notruf sei erst bei ihr eingegangen, als der Zug in Hamburg ankam. Die Einsatzkräfte hätten niemanden mehr angetroffen.
In Hamburg selbst kam es zu schweren Straßenschlachten zwischen Rechtsextremisten und Gegendemonstranten, die jeweils aus ganz Norddeutschland angereist waren. Allein 20 Polizisten wurden verletzt, mehr als 200 Demonstranten kamen in Gewahrsam. Zahlreiche Autos wurden verbrannt. Polizeieinsatzleiter Peter Born: „Die Gewalt ging von den Rechten aus. Aber die Aggression war auf beiden Seiten derart hoch, dass es Tote gegeben hätte, wenn wir uns nicht dazwischen geworfen hätten.“
Krawalle auch in Berlin
Innensenator Udo Nagel: „Einen solchen Gewaltausbruch habe ich in meiner ganzen Amtszeit noch nicht erlebt.“ Wie die Gewerkschaft der Polizei übte er massive Kritik am Oberverwaltungsgericht, das mit einem Urteil Stunden vor der Demo die Taktik der Polizei zunichte gemacht habe.
Die üblichen Krawalle gab es auch in Berlin. Die Bilanz dort: 103 verletzte Polizisten, 234 Festnahmen.
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