Schlecht vorbereitet
AZ-Redakteurin Annette Zoch über den neuen Bundesfreiwilligendienst
Traurig, aber wahr: Kaum jemand will zum Bundesfreiwilligendienst. Klare Sache, sagen die Kritiker: Freiwilligkeit funktioniert halt nicht, in unserer hedonistischen Ellenbogen-Ego-Gesellschaft. Könnte man meinen – ist aber nicht so. Denn gleichzeitig verzeichnen andere Freiwilligenangebote wie das Freiwillige Soziale oder das Freiwillige Ökologische Jahr einen großen Andrang. Dass der Bundesfreiwilligendienst einen denkbar schlechten Start hat, hat andere Gründe: Er wurde, genauso wie übrigens die Wehrreform, von der Politik mangelhaft vorbereitet. Wie so oft hat man an die sozialen Einrichtungen zuletzt gedacht.
Zentrale Punkte, wie zum Beispiel die Frage, ob den Freiwilligen während ihres Dienstes das Kindergeld erhalten bleibt, waren bis zuletzt ungeklärt. Die große Informationskampagne der Bundesregierung begann Mitte Mai, viel zu spät. Wer sich sozial engagieren will, macht lieber das Freiwillige Soziale Jahr – da weiß man, was man hat. Auch generell ist es ein Verlust für die Gesellschaft, dass es den Zivi nicht mehr gibt. FSJ oder BFD machen nur Menschen, die ohnehin eine soziale Ader haben. Häufig haben aber Zivis diese erst in ihrem Dienst entdeckt – und sich dann für einen helfenden Beruf entschieden. Auch diejenigen, die nach ihrer Zivi-Zeit in andere Jobs gingen, profitierten dauerhaft von diesem Perspektivwechsel. Sinnvoller und nachhaltiger als der eilig zusammengestöpselte BFD wäre ein verbindliches soziales Jahr für alle.
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