Schiiten kontrollieren Zentrum von Beirut

Auf den Dächern stehen maskierte Schützen, in den Straßen patrouillieren bewaffnete Milizen: In Libanons Hauptstadt haben pro-syrische Kämpfer die Macht übernommen.
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Ein schiitischer Straßenkämpfer mit Automatikgewehr
AP Ein schiitischer Straßenkämpfer mit Automatikgewehr

Auf den Dächern stehen maskierte Schützen, in den Straßen patrouillieren bewaffnete Milizen: In Libanons Hauptstadt haben pro-syrische Kämpfer die Macht übernommen.

Schiitische Milizionäre haben am Freitag die Kontrolle über das Zentrum der libanesischen Hauptstadt Beirut übernommen. Augenzeugen hörten den ganzen Tag über in der Innenstadt Maschinengewehrsalven und den Knall explodierender Granaten. Schiitische Milizionäre kontrollierten die Straßen.

Die Armee, die einige Gebäude schützte, ließ zu, dass die Schiiten auch in den vorwiegend von Sunniten bewohnten Stadtteilen Position bezogen. Nach Angaben von Krankenhausärzten wurden seit Donnerstagabend in Beirut mindestens 13 Menschen getötet. Unter den Opfern waren auch unbewaffnete Passanten. Ein Krankenhausmitarbeiter sagte, die Leiche eines enthaupteten Sunniten sei in das Leichenschauhaus der Klinik gebracht worden: «Seine Verwandten behaupteten, militante Schiiten hätten ihn in seiner Wohnung im Stadtteil Ras al-Nabaa getötet.» Die Innenstadt von Beirut war am Freitagnachmittag mehr oder weniger ausgestorben, nachdem viele Familien aus ihren Häusern in sicherere Gebiete im christlichen Osten der Stadt geflohen waren. Maskierte Schützen standen auf vielen Dächern. «Wir haben die Nacht im Badezimmer verbracht, weil es dort am sichersten war, es war die Hölle», sagte Salwa Hitti, die mit ihrer Familie im Zentrum wohnt.

Bewohner flüchten ins christliche Viertel

Zahlreiche Bewohner der Innenstadt flohen vor den Kämpfen in den christlichen Ostteil Beiruts, der von den Straßenkämpfen, die am Mittwoch begonnen hatten, bislang verschont blieb.

Augenzeugen berichteten, im Stadtzentrum sei am Vormittag immer noch vereinzelt Gewehrfeuer zu hören gewesen. Am Nachmittag waren wieder mehr Soldaten auf den Straßen zu sehen. Am Morgen hatten Hisbollah-Kämpfer das Büro der Zeitung «Al- Mustaqbal» (Die Zukunft) mit Maschinengewehren und Granaten unter Beschuss genommen. Die Zeitung gehört zum Medienkonzern der sunnitischen Hariri-Familie, die mit dem pro-westlichen Ministerpräsidenten Fuad Siniora verbündet ist.

Sie zogen nach Angaben der Journalisten erst ab, als Soldaten eintrafen. Der 2005 ermordete Milliardär und Ex-Ministerpräsident Rafik Hariri war der «Vater des Wiederaufbaus von Beirut» nach dem Ende des Bürgerkrieges (1975-1990) gewesen.

Botschaft Kuweaits evakuiert

Die kuwaitische Botschaft in Beirut brachte am Freitag rund 150 kuwaitische Staatsbürger mit Bussen nach Syrien außer Landes. Die Straße zum Flughafen Beirut blockieren seit Mittwoch Kämpfer der Hisbollah. Die deutsche Botschaft plant bislang keine Evakuierungsaktionen. (dpa)

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