"Schicksalstage" nach Merkel-Besuch?
Belgrad – Bundeskanzlerin Angela Merkel werde nach Medienberichten bei ihrem ersten Besuch Serbiens Anfang kommender Woche wohl ein Nachgeben im Kosovo-Konflikt verlangen. „Sie kommt mit der Forderung, die Situation in Nordkosovo zu normalisieren“, berichtete die größte serbische Zeitung „Blic“ am Mittwoch in Belgrad. Dabei beruft sie sich auf mehrere nicht genannte Quellen.
Weiter schreibt die meist sehr gut informierte Zeitung "Blic" zu den angeblichen Forderungen der Kanzlerin: „Beim offiziellen Belgrad herrscht Angst, dass Normalisierung bedeutet, den Zoll und das Gericht unter die Kontrolle Pristinas zu stellen." Sollte Serbien das ablehnen, müsse es mit einer Blockade seiner weiteren Integration in die Europäische Union rechnen. Das werde Merkel ihren serbischen Gesprächspartnern übermitteln, so "Blic".
Das Kosovo ist seit 2008 ein unabhängiger Staat. Serbien will ihn aber unter keinen Umständen anerkennen, sondern die abtrünnige Provinz möglichst wieder eingliedern. Die Bevölkerung im Kosovo ist zu mehr als 90 Prozent albanisch. Im Norden des Landes gibt es allerdings eine serbische Mehrheit. Die Regierung in Pristina hat auf dieses Gebiet kaum Einfluss und will den Zustand eines weitgehend rechtsfreien Raumes beenden.
"Schicksalstage" nach Merkel-Besuch
Die Zeitung „Novosti“ titelte am Mittwoch, der Besuch Merkels eröffne für Serbien „Schicksalstage“. Auch Oppositionsführer Tomislav Nikolic hatte in den letzten Tagen wiederholt erklärt, Serbien müsse schon bald zwischen der weiteren EU-Annäherung und dem Kosovo wählen. Darüber sollten die Bürger abstimmen, hatte er vorgeschlagen. Die Regierungsparteien lehnen ein solches Referendum ab.
Der Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Serbien ist von deutscher Seite noch nicht offiziell bestätigt worden.
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