Scharfschützen bremsen Milizen in Sirte
Nach schweren Gefechten sind die Kämpfe in der libyschen Stadt Sirte abgeflaut. Nachdem die ehemaligen Rebellen am Vortag in das Zentrum der Stadt vorgerückt waren, stießen sie auf erbitterten Widerstand der bewaffneten Anhänger von Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi.
Tripolis/Kairo/Berlin - Eine Reporterin des Nachrichtensenders Al-Dschasira sprach am Samstag von "wenig Fortschritten", die die Truppen des Übergangsrats an diesem Tag gemacht hätten. Deutschland plant unterdessen eine Art Luftbrücke: Schwerverletzte sollen aus Libyen ausgeflogen und in deutschen Krankenhäusern behandelt werden.
Scharfschützen der Gaddafi-Loyalisten hätten sich in zahlreichen Hochhäusern der Stadt eingenistet und würden das weitere Vordringen der vormaligen Rebellen erschweren, hieß es. Die wenigen Gefechte konzentrierten sich am Samstag auf das Ouagadougou-Konferenzzentrum und die Universität, wo sich Gaddafi-Getreue verschanzt haben. Beide Seiten beschossen einander mit Mörsergranaten, berichtete ein BBC-Reporter aus Sirte.
Die Küstenstadt rund 410 Kilometer östlich von Tripolis ist Gaddafis Geburtsort. Ein Teil der Zivilbevölkerung ist aus der seit Wochen belagerten Stadt geflohen. Andere Bewohner harren an der Seite der Pro-Gaddafi-Truppen aus oder greifen selbst zur Waffe. Unter Gaddafi profitierten sie davon, dass dieser Sirte vielfach bevorzugt und zu einer Art Vorzeigestadt ausgebaut hatte.
Der Ex-Diktator selbst ist seit seiner Vertreibung aus der Hauptstadt Tripolis vor anderthalb Monaten untergetaucht. Sirte und Bani Walid, 150 Kilometer südöstlich von Tripolis, sind die letzten Bastionen der bewaffneten Gaddafi-Anhänger. Der Rest des Landes wird weitgehend von den Behörden und Milizen des Übergangsrates kontrolliert.
Einzelheiten zu einer Luftbrücke konnte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Samstag nicht nennen. Ziel sei es, den Verletzten "schnell und unbürokratisch" dringend benötigte Hilfe zu leisten, etwa mit einer beschleunigten Visa-Ausstellung.
Zunächst hatte die "Frankfurter Rundschau" (Samstag) über die Pläne berichtet. Nach Angaben des Übergangsrates halten sich allein im benachbarten Tunesien mehr als 2000 schwer verletzte Libyer auf, die derzeit in ihrer Heimat wegen der Kriegsfolgen nicht entsprechend behandelt werden können.