Sauerland-Terroristen über ihre Anschlagspläne: "Es war unsere Pflicht"
Der Rädelsführer der Sauerland-Terroristen berichtet vor Gericht, wie er zum Heiligen Krieger wurde und von seiner Zeit im pakistanischen Terrorcamp – inklusive Bombenbau-Unterricht und Kalaschnikow-Trainig
DÜSSELDORF Zum ersten Mal sitzt Fritz Gelowicz nicht hinter der zentimeterdicken Glasscheibe im Düsseldorfer Oberlandesgericht, sondern mitten im Gerichtssaal: Der Rädelsführer der so genannten Sauerland-Gruppe sagt erstmals zu den geplanten Terror-Anschlägen aus. Er wirkt dabei nicht angespannt oder irgendwie aufgewühlt. Nüchtern und emotionslos berichtet Gelowicz, wie er vom Wirtschaftsinformatik-Studenten zum Dschihadisten wurde.
Begonnen habe alles mit einer Pilgerfahrt nach Mekka im Jahr 2005. Dort lernt der zum Islam konvertierte Ulmer Arztsohn seine späteren Mitstreiter kennen. "Wir hatten die gleichen Ansichten über den Dschihad, den Heiligen Krieg", sagt Gelowicz. Als erste Vorbereitung entschloss sich die Gruppe zu einem Arabischkurs im syrischen Damaskus. Von dort sollte es weiter in den Irak gehen – zum Kampf. Allerdings wollte sie dort wohl niemand haben, und über Umwege landeten sie schließlich in der pakistanisch-afghanischen Grenzregion, wo sie ein Terrorcamp der Islamischen Dschihad-Union absolvierten.
Die Geständnisse werden sich aufs Strafmaß auswirken
Den Ermittlern des BKA berichtet Gelowicz ungerührt, dass er sich bald schon "richtig gut" an der Kalaschnikow gemacht habe. Drei Monate dauerte die Ausbildung, auf dem Stundenplan standen Bombenbau, Giftmischen und geheime Kommunikation. Irgendwann sei einer der Mudschaheddin auf den Deutschen zugekommen und habe ihm einen Anschlag in Deutschland vorgeschlagen. Gelowicz willigt ein: "Es war unsere Pflicht", sagt er. Reue hört sich anders an.
Richter Ottmar Breidling zeigte sich gestern trotzdem beeindruckt von dem Geständnis: "Er hat die Karten ungezinkt auf den Tisch gelegt." Die Geständnisse würden sich auch auf das Strafmaß auswirken. Die Hoffnung auf Strafminderung ist aber wohl nicht der einzige Grund für den plötzlichen Mitteilungsdrang der Täter. Den BKA-Ermittlern sagten sie auf die Frage, warum sie gestehen wollen: Der Prozess sei so langweilig.
zo
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